Weihnachtsduft mit Vorsicht genießen

Tanne, Orange, Weihrauch und Nelkenduft sorgen bei vielen für die richtige Weihnachtsstimmung. Doch wer sich eine Duftlampe mit ätherischen Ölen oder ein Räucherstäbchen anzündet, sollte es nicht übertreiben, warnen Mediziner.

Es ist ein Mix aus chemischen Partikeln, der hinter dem Duft von Weihnachten steht. Kritisch sehen Umweltmediziner vor allem ätherische Öle, die in einer Schale erhitzt werden sowie Düfte, die über Räucherstäbchen verteilt werden. Durch das Erhitzen gelangen zahlreiche Chemikalien in die Wohnungsluft, erklärt der Umweltmediziner Hans Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien. „Bei allen Verbrennungsprozessen werden Partikel freigesetzt, die lungengängig sind. Das heißt, sie sind alle im Nanometerbereich und somit wirklich sehr klein. Dadurch können sie in die Atemwege eindringen.“

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Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Morgenjournal am 23.12..

Manche reagieren mit einem Kratzen im Hals und Brennen in den Augen, bekommen Kopfschmerzen oder können sich nicht mehr konzentrieren. „Hier sind nicht alle Menschen gleich: Es gibt sehr empfindliche Personen und jene, die bestimmte Düfte, auch wenn sie intensiv sind, besser vertragen“, so Hutter. Reagiert der Körper, sollte man umgehend die Duftquelle entfernen, die Dosierung reduzieren oder die Marke des Duftöls bzw. des Räucherstäbchens wechseln.

Zudem heißt es: Lüften nicht vergessen. „Generell ist es bedenklich, ein schlechtes Raumklima mit Duftstoffen überdecken zu wollen. Meist ist schlechte Raumluft ein Zeichen für einen hygienischen Überstand. Entweder ich habe zu wenig gelüftet, zu wenig gereinigt oder ein Material gibt Gerüche ab, die ich nicht vertrage.“ Düftöle und Co. liefern hier nur eine zusätzliche Chemikalienbelastung und kein gesundes Raumklima, meint der Umweltmediziner weiter.

100 Prozent naturrein und bio

Problematisch sind vor allem Öle, die nicht zu 100 Prozent aus natürlichen Pflanzen oder Früchten gewonnen werden. Hier sei oft nicht klar, welche zum Teil synthetischen Duftstoffe und anderen Öle enthalten sind, kritisiert Hutter. Ihre Wirkung sei zum Teil nicht zu unterschätzen.

Infos

Mehr über den Gebrauch von ätherischen Ölen sowie eine Empfehlung für bestimmte Marken können Sie in einer Broschüre der Umweltberatung nachlesen.

Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt untersuchte der Mediziner vor einigen Jahren Blutproben von Erwachsenen und fand dabei Rückstände von synthetischem Moschus: Moschus-Keton, Moschus-Xylol, Galaxolid und Tonalid; in zwei Fällen auch das verbotene Moschus-Ambrette. Während Nitromoschusverbindungen wie Moschus-Xylol die negative Wirkung von krebserregenden Substanzen erhöhen können, sind Galaxolid und Tonalid laut Hutter hormonaktiv. „Das heißt, sie können eine gewisse Auswirkung auf die Fruchtbarkeit der Bevölkerung haben.“

Auch die Herkunft der Öle spielt eine Rolle. „In Europa haben wir andere Bestimmungen für den Anbau von Pflanzen als in anderen Ländern.“ Zudem empfiehlt der Mediziner auf Öle aus biologischem Anbau zu achten, da man Rückstände von etwaigen chemischen Pflanzenschutzmitteln oder Kunstdüngern nicht ausschließen könne. Sie sind fettlöslich und können Experten zufolge dann allergische Reaktionen auslösen.

„Hausverstand einschalten“

„Man möchte keine Spaßbremse sein, für viele ist Weihnachten mit bestimmten Düften aus ihrer Kindheit behaftet - das ist echt kein Problem", sagt Hutter. "Aber man sollte den Hausverstand einsetzen.“

Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ empfiehlt der Umweltmediziner Duftliebhabern tendenziell weniger Tropfen zu verwenden, als auf den kleinen Öfläschchen steht. Vor allem, da Düfte und ihre Langzeitfolgen noch kaum erforscht sind. „Man weiß beispielsweise, dass Limonen auf den Atemtrakt wirken und die Lungenfunktion bei extrem hohen Konzentrationen beeinträchtigt werden kann.“ Der Duftstoff ist etwa in Zitrusfrüchten enthalten.

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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