Feinstaub: Vor allem Graz belastet

In Graz war die Bevölkerung heuer bisher am häufigsten einer hohen Feinstaubbelastung ausgesetzt. Die Grenzwerte wurden allein in der Messstation Don Bosco schon 49 Mal überschritten.

Knallrot sind zwei Messstellen in Graz in der Statistik des Umweltbundesamtes aufgelistet - hier war an zu vielen Tagen im heurigen Jahr zu viel Feinstaub in der Luft: an 49 Tagen in Graz Don Bosco und an 44 Tagen in Graz Süd Tiergartenweg - bis 27.12.2017; noch ist das Jahr nicht zu Ende. Nach der EU-Luftqualitätsrichtlinie sind übers Jahr betrachtet 35 Überschreitungen zulässig; nach österreichischem Gesetz nur 25.

Die Grenzwerte beziehen sich auf PM10 von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Tagesmittel.

Weitere drei Messstellen in Graz sind „nur“ hellrot: sie fallen in die nächste Kategorie, da sie zwar nicht die EU-Grenzwerte sprengen, jedoch über dem österreichischen „Immissionsschutzgesetz Luft“ liegen.

Auch in Wien oft hohe Belastung

In Wien wurde der erlaubte Wert an der Taborstraße heuer bereits an 23 Tagen übertroffen, an drei weiteren Stationen an 20 Tagen. Im Burgenland in Kittsee und am Römerberg in Linz wurde das Limit von 25 Tagen bis Mittwoch vorerst genau erreicht.

Die tagesaktuelle Statistik der Überschreitungen an allen Messstellen hat das Umweltbundesamt hier aufgelistet.

Im Bundesland Kärnten wurde an der Klagenfurter Völkermarkter Straße der Tagesmittelwert bisher 21 Mal überschritten. Ebenso in Eisenstadt an der Laschoberstraße. Eher wenige Überschreitungstage sind 2017 in den Bundesländern Tirol und Vorarlberg in den Daten des Umweltbundesamtes aufgelistet.

Je kleiner, desto gefährlicher

Die Grenzwerte - 50 µg/m³ als Tagesmittelwert, wobei 35 Überschreitungen gemäß EU-Luftqualitätsrichtlinie zulässig sind bzw. 25 gemäß IG Luft - beziehen sich auf Teilchen mit einem Durchmesser von unter zehn Mikrometern (PM10).

Je nach Größe der Teilchen sind die gesundheitlichen Wirkungen von Feinstaub unterschiedlich, heißt es vom deutschen Umweltbundesamt: PM10 könne beim Menschen in die Nasenhöhle dringen; PM2,5 bis in die Bronchien und Lungenbläschen und ultrafeine Partikel bis in das Lungengewebe und sogar in den Blutkreislauf. Die Folgen reichen von Schleimhautreizungen und Entzündungen in Luftröhre oder Bronchien bis zu verstärkter Plaquebildung in den Blutgefäßen, einer erhöhten Thromboseneigung oder Veränderungen der Regulierungsfunktion des vegetativen Nervensystems, so das deutsche UBA.

Das österreichische Umweltministerium weit auf seiner Internetseite darauf hin, dass es durch PM2,5 letztlich zu einer „signifikanten Verminderung der Lebenserwartung“ kommen könne.

Reifen, Abgase, Kamin

Die Hauptursachen für Feinstaub sind Verkehr, Heizen und Industrie. Dabei verschmutzt der Kfz-Verkehr nicht nur durch Abgase (vor allem bei Dieselmotoren), sondern auch durch Reifen- und Bremsabrieb die Luft und weil Staub von der Straße aufgewirbelt wird. Auch durch die Landwirtschaft kann Feinstaub entstehen - und zwar aus gasförmigen Vorläuferstoffen (v.a. Ammoniak aus der Tierhaltung).

Der Verkehrsclub Österreich VCÖ appelliert heute in einer Aussendung, dass es verstärkte Maßnahmen zur Verringerung der von Verkehr, Industrie und Heizen verursachten Luftverschmutzung brauche.

Auch Silvester bringt dicke Luft

Jedes Jahr zu Silvester ist die Schadstoffbelastung in der Luft vor allem in Städten sehr hoch - das liegt an den gezündeten Raketen, Krachern und Böllern. Das Umweltbundesamt Deutschland hat berechnet, dass die durch Raketen und Feuerwerke verursachte PM10-Feinstaubmenge zum Jahreswechsel 17 Prozent der jährlich vom Straßenverkehr verursachten Feinstaubmenge ausmacht.

In Graz wird heuer kein offizielles Silvester-Feuerwerk über der Stadt stattfinden, wie z.B. die „Kleine Zeitung“ unter Berufung auf das Bürgermeister-Büro berichtet hat. [Anm.: Als Begründung wird allerdings nicht die Feinstaub-Belastung genannt, sondern Sicherheitsüberlegungen, nachdem es im Vorjahr Probleme mit Feuerwerkskörpern gegeben hat]. Die Maßnahme lobt der VCÖ: „Dass Graz keine Feuerwerke veranstaltet ist positiv, ebenso, wenn Privatpersonen keine oder weniger Böller oder Raketen kaufen.“

Barbara Riedl-Daser, Ö1-Wissenschaft

Mehr zum Thema: