Körperfett schützt vor Infektionen
Man könnte meinen, die Speckschicht unter der Haut sei bloß ein passives Depot, eine Reserve für magere Zeiten, die wir Wohlstandsbürger ohnehin kaum mehr benötigen. Ist aber nicht so: Forscher um die algerisch-amerikanische Immunologin Yasmine Belkaid haben herausgefunden, dass Mäuse und Affen in ihrem Körperfett Immunzellen beherbergen. Und zwar sogenannte T-Gedächtniszellen - diese Zellen können Krankheitserreger erkennen und unterstützen die Immunabwehr bei einer neuerlichen Infektion.
Immunzellen im Fett besonders agil
Wie die Forscher im Fachblatt „Immunity“ berichten, sind die im Körperfett gespeicherten Gedächtniszellen besonders agil und reaktionsfreudig. Möglicherweise deshalb, weil sie quasi in biochemischer Energie „schwimmen“. Das Fettgewebe „beinhaltet enorme Mengen an Nährstoffen“, sagt Belkaid.
Behrouz MEHRI / AFP
Ö1-Sendungshinweis
Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 3.1., 13:55 Uhr.
Sie will nun herausfinden, ob ähnliches auch für Menschen gilt. Klarheit soll eine Biopsie an menschlichem Fettgewebe bringen. Sollte sie auch dort Immunzellen finden, böten sich allerlei neue Therapieansätze. Einer davon wäre, Immunzellen aus dem Körperfett zu isolieren, im Labor zu aktivieren und dann wieder ins Fettgewebe zu spritzen. Auf diese Weise könnte man Infektionen bekämpfen, aber auch Krankheiten wie Krebs.
Korrekturvorschlag für Lehrbücher
Anthony Ferrante, Mediziner an der Columbia University, sieht angesichts der neuen Befunde durchaus Grund für eine Neuausrichtung seines Faches. „Wenn Sie ein Lehrbuch aufschlagen, dann wird es etwa die Lymphknoten und die Thymusdrüse als Immunorgane ausweisen. Doch diese Studie hat das Bild verändert.“ Fettgewebe, sagte Ferrante kürzlich gegenüber dem „New Scientist“, werde in Zukunft ebenfalls Teil dieser Liste sein. Das vermeintlich passive Depot gilt nun offiziell als Immunorgan.
Robert Czepel, science.ORF.at