Kombipille statt täglicher Pillen

Jeden Tag eine oder mehrere Tabletten zu nehmen stellt für viele Patienten ein Problem dar, auch für HIV-Infizierte. US-Forscher arbeiten nun an einer Pille, die verschiedene Substanzen über mehrere Tage hinweg dosiert freigibt.

Die neue Tablette sieht wie viele andere aus, doch ihr Innenleben ist speziell. Nachdem sie geschluckt wird, löst sich ihre Ummantelung auf. Nun setzt sie eine vier Zentimeter große sternenförmige Struktur frei; über diesen Stern - können bis zu sechs verschiedene Wirkstoffe zu bestimmten Zeiten abgegeben werden, dank unterschiedlich schnell löslicher Polymerhüllen auf den einzelnen Sternenarmen.

Nach rund einer Woche zerfällt der Stern in seine Einzelteile und wird ausgeschieden, bis dato wurde diese Hi-Tech-Pille allerdings nur an Schweinen im Tierversuch getestet.

Effizientere Vorbeugung

Jetzt sollen klinische Studien mit Menschen folgen, und zwar schon in einem Jahr; ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen arbeitet derzeit intensiv an dieser Sternenpille. Die Forscher des Massachusetts Institut of Technology (MIT) zeigen sich optimistisch, dass die neue Pille zu einem Paradigmenwechsel in der HIV-Therapie führen könnte. In einem mathematischen Modell haben sie errechnet, dass allein die Umstellung auf eine nur noch wöchentliche vorbeugende Einnahme der HIV-Medikamente die Effizienz der Prävention um 20 Prozent erhöhen könnte.

Allein in Südafrika, wo besonders viele Menschen mit dem HI-Virus infiziert sind, könnten dadurch in den nächsten 20 Jahren zwischen 200.000 und 800.000 Neuinfektionen vermieden werden. Nach wie vor - und das sollte man in den USA wie in Europa, wo AIDS zu einer beherrschbaren Krankheit geworden ist, nicht vergessen, betonen die Forscher - haben sich 2015 etwa 2,1 Millionen neu angesteckt und 1,2 Millionen Frauen, Männer und Kinder sind an AIDS gestorben.

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

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