Test erkennt Krebs im Blut

Mit einem Bluttest Krebs schon früh erkennen - das will die noch junge Methode der Flüssigbiopsie. Eine Studie hat nun untersucht, wie gut das funktioniert: 70 Prozent der - allerdings schon fortgeschrittenen - Erkrankungen wurden erkannt.

Tumorzellen hinterlassen Spuren im Blut. Anstelle einer Gewebsprobe aus dem Organ könnte man doch das Blut untersuchen - diese Idee steckt hinter der Flüssigbiopsie. An dieser schnellen und unkomplizierten Methode arbeiten zahlreiche Labors weltweit, unter anderem ein Team der Johns Hopkins Universität in Baltimore, die ihren Test gestern im Fachjournal „Science“ vorgestellt hat.

Er sucht zum einen nach veränderter DNA, die im Blut treibt und von sterbenden Krebszellen stammt, sowie nach acht bestimmten Proteinen, die mit Krebs in Verbindung gebracht werden. Die Kombination dieser Biomarker scheint vielversprechend.

70 Prozent erkannt

Man kann dadurch nicht nur erkennen, dass eine Person Krebs hat, sondern auch welchen, d.h., welches Organ betroffen ist. Konkret waren es in der Studie: Eierstock, Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, Dickdarm, Lunge und Brust. Ausprobiert wurde der Test an 1.005 Personen.

Laut dem US-Team hat die Methode 70 Prozent der Erkrankungen erkannt. Es gab allerdings eine große Schwankungsbreite, je nach betroffenem Organ: Gut habe es bei Eierstockkrebs funktioniert, wenig treffsicher bei Brustkrebs: Hier hat die Methode nur ein Drittel erkannt, zwei Drittel wurden übersehen.

Auch die Gegenprobe wurde gemacht: 800 gesunde Personen ließen ihr Blut checken; bei sieben von ihnen zeigte der Test fälschlicherweise Krebs an. „Falsch positiv“ heißt das - das verunsichert Menschen unnötigerweise und zieht letztlich nicht notwendige und teure Untersuchungen nach sich.

Im fortgeschrittenen Stadium

Die kranken Testpersonen hatten übrigens fortgeschrittenen Krebs. Das eigentliche Ziel wäre aber: Krebs sehr früh zu erkennen. Das hat die Studie versucht, doch dabei war die Methode nicht zuverlässig.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 19.1. um 12:00

Daher fallen Kommentare von unbeteiligten Fachleuten heute vorsichtig bis skeptisch aus - so heißt es zum Beispiel von der „Deutschen Gesellschaft für Pathologie“: "Zur Diskussion eines Tests als Screeningverfahren müssen höchste Maßstäbe (…) erfüllt sein, um unnötige Untersuchungen, Kosten und Verunsicherung der Testpersonen, aber auch falsche Sicherheit auszuschließen. Der vorgestellte Test erfüllt diese Anforderungen bei Weitem nicht.“ Methodisch sei das Verfahren zwar interessant, aber in Bezug auf eine Krebsfrüherkennung ohne jede Aussagekraft. Noch muss also an der Weiterentwicklung gearbeitet werden.

Barbara Riedl-Daser, Ö1-Wissenschaft

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