Forscher entwickeln Nano-Krebstherapie

Die Krebsmedizin tritt in ein neues Zeitalter: Nanotechnologie soll Diagnosen noch genauer machen und völlig neuartige Behandlungen ermöglichen. Das Ziel: maßgeschneiderte Krebstherapien für jeden Patient und jede Patientin.

Wenn Ärzte Muttermale auf Anzeichen von Hautkrebs untersuchen, kommen sie nicht ohne Nanotechnologie aus. Aber auch bei anderen Krebsarten ist die Nanoforschung auf dem Vormarsch: „Nanomedizin wird viele herkömmliche Krebsdiagnose- und Behandlungsarten verdrängen“, ist Andreas Falk vom Forschungsnetzwerk BioNanoNet überzeugt. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von 44 österreichischen Forschungseinrichtungen und Firmen, die zu Nanomedizin arbeiten.

Nano World Cancer Day 2018

Unter dem Namen Nano World Cancer Day veranstalten europaweit Forschungseinrichtungen mit Schwerpunkt Nanomedizin Informationsveranstaltungen zu Nanotechnologie in der Krebsforschung. In Österreich lud dazu am 31.1. 2018 das Forschungsnetzwerk BioNanonet, das Zentrum für Biomarkerforschung in der Medizin und das Ludwig Boltzmann Institut für Experimentelle und Klinische Traumatologie ein.

Krebsbehandlung noch zu ungezielt

Die Nanoforschung macht die Identifizierung von individuellen Biomarkern, die auf eine Krankheit hinweisen, möglich. Solche Befunde seien für eine genaue Diagnose und Prognose von Krebserkrankungen entscheidend, betont Falk.

Das Zentrum für Biomarkerforschung in der Medizin (CBmed) in Graz arbeitet derzeit an einer sogenannten P4-Medizin: „Personalisiert, prädikativ, partizipatorisch und präventiv“ soll die Medizin in Zukunft werden, erklärt Thomas Pieber von CBmed: „Noch immer werden die wenigsten Patientinnen und Patienten mit maßgeschneiderten, personalisierten Therapien behandelt.“

Obwohl man weiß, dass die Krankheitsmechanismen bei jedem Patienten anders sind, gebe es noch immer eher generalisierte Behandlungen mit Chemotherapie, Bestrahlung oder Operationen. Ändern soll das in Zukunft eine gezielte Untersuchung von individuellen Biomarkern in Kombination mit genetischen Tests.

Nano-Medikamente wirken punktgenau

Aktuell forscht man in Graz zur Früherkennung und Behandlung von Lungen-, Dickdarm- und Prostatakrebs. Am CBmed rechnet man damit, dass die P4-Medizin bei diesen Krebsarten in drei bis vier Jahren einsetzbar ist.

Ö1-Sendungshinweis

Diesem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell, 31.1., 13:55 Uhr.

Aber auch bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten spielt Nanotechnologie eine Rolle. So werde im Projekt Smart-4-Fabry, an dem BioNanoNet beteiligt ist, gerade eine Trägersubstanz in Nanogröße entwickelt, die Wirkstoffe punktgenau zum Tumorgewebe transportieren kann. Andreas Falk: „Wenn man die Wirkstoffe so gezielt einsetzt, kann man die Dosis enorm reduzieren. Das umliegende Gewebe wird in Zukunft davon gar nicht mehr betroffen sein.“

Letztendlich könnten durch Nanomedizin Therapie und Diagnose bei einem Krebsverdacht Hand in Hand gehen: „Mit einer Injektion könnten wir Wirkstoff und Diagnostikum zum Tumorherd transportieren - und dann den Wirkstoff durch eine Ultraschallbehandlung aktivieren.“ Derzeit werde das noch in klinischen Studien getestet.

Katharina Gruber, Ö1-Wissenschaft

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