Ein Frühwarntest für Untreue

Schöne Frauen sind laut einer neuen, rechtzeitig zum Valentinstag erschienenen Studie treuer als unattraktive. Diese werden von ihren Männern aber auch eher betrogen. Für die Studie haben Psychologen u.a. einen Untreue-Frühwarntest entwickelt.

Wer seine Augen nicht so schnell von Fotos schöner – gegengeschlechtlicher – Menschen abwenden kann, neigt demzufolge eher zu Untreue – und dessen Partnerschaft geht auch eher in die Brüche. Das berichtet ein Team um Jim McNulty von der Florida State University.

Die Psychologen haben für ihre Studie das Schicksal von 233 frisch vermählten Paaren über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren verfolgt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen waren im Schnitt um die 30 Jahre alt, ein Viertel von ihnen hatte Kinder, und sie wurden zu intimen Details befragt: etwa wie oft sie vor der Ehe Sex mit wechselnden Partnern hatten, wie zufrieden sie mit ihrer Ehe im Allgemeinen und dem Sex im Besonderen sind und wie sie es mit der Treue halten.

Männern ist Attraktivität wichtiger

Jüngere und unzufriedene Ehepartner gehen eher fremd, so lauten zwei der weniger überraschenden Ergebnisse. Nicht zu erwarten war laut den Forschern hingegen, dass sexuelle Zufriedenheit mit einer größeren Bereitschaft fremdzugehen zusammenhängt. Offenbar, so interpretieren die Psychologen, gibt es Menschen, für die Sex allgemein so wichtig ist, dass ihr Treuverhalten nicht mit ihrer Zufriedenheit in der Partnerschaft zusammenhängt.

Den größten Unterschied zwischen Männern und Frauen fanden die Forscher bei der Attraktivität (die von unbeteiligten Dritten zuvor ermittelt wurde). Schöne Frauen sind laut ihrer Studie treuer als unattraktive, Männer von schönen Frauen treuer als von unattraktiven. Bei Frauen hingegen hängen Fremdgehen und Schönheit ihres Partners nicht zusammen: ein Beweis, so die Forscher, dass Männern Attraktivität wichtiger ist als Frauen.

Die Psychologen fanden einen weiteren Unterschied der Geschlechter: Männer, die vor der Ehe mehr Kurzzeit-Sexualpartnerinnen hatten, finden sich auch währenddessen öfter in fremden Betten. Bei Frauen mit vormals häufigem Partnerwechsel ist das hingegen nicht so.

Unbewusste Prozesse der Anziehung

Im Mittelpunkt der Studie von Jim McNulty und Kollegen stand eigentlich harte psychologische Empirie. Mit einer ausgeklügelten Versuchsanordnung untersuchten sie die Anfälligkeit der 233 Ehepaare für Untreue. Dazu maßen sie unter anderem die Reaktionsgeschwindigkeit bei einem Aufmerksamkeitstest am Computer: Wer sich dabei als Mann durch Fotos schöner Frauen oder als Frau durch Fotos schöner Männer unbewusst ablenken ließ, neigte deutlich mehr zu Untreue. Schon eine Zehntelsekunde weniger Ablenkung verringerte die Wahrscheinlichkeit, Monate oder Jahre später fremdzugehen, um die Hälfte – und damit auch das Risiko einer Scheidung.

Die Reaktion auf die Anziehungskraft fremder schöner Menschen laufe automatisch und ohne bewusste Entscheidung ab, betont McNulty. „Diese Prozesse sind geformt durch Biologie und frühe Kindheitserfahrungen.“ Dass man sie im Labor messen und als eine Art Untreue-Frühwarntest einsetzen kann, sei mit ihrer Studie erstmals bewiesen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

Mehr zu dem Thema: