Studie: Fertignahrung könnte Krebs auslösen

Von der Fertigsuppe über die Tiefkühlpizza bis hin zum tiefgefrorenen Brot, das erst im Geschäft fertig gebacken wird - ein immer größerer Teil unserer Nahrung wird industriell gefertigt. Eine neue Studie sagt nun: Fertignahrung könnte Krebs auslösen. Die Fachwelt ist skeptisch.

104.980 Menschen - zu drei Viertel Frauen - dokumentierten zwei Tage lang, wie viel und was sie essen. Dann gaben sie über fünf Jahre hinweg immer wieder bekannt, ob sie an Krebs erkrankten.

Die Auswertungen von Thibault Fiolet von der Universität Sorbonne und Kollegen zeigt: Fertignahrung macht knapp ein Fünftel der gesamten Ernährung der Untersuchungspersonen aus, Männer und Frauen unterscheiden sich hier nicht.Und: Je mehr Fertigessen, desto häufiger Krebs. Laut Statistik bedeuten zehn Prozent mehr Fertigessen zwölf Prozentpunkte mehr Risiko, das sind neun zusätzliche Krebsfälle unter 10.000 Menschen. Aber ist der Zusammenhang tatsächlich so eindeutig?

Lebensstil- statt Ernährungsproblem

Der Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien, an der aktuellen Studie nicht beteiligt, zeigt sich gegenüber science.ORF.at vorsichtig: „Es hat sich in der Studie gezeigt, dass jene Personen, die vermehrt diese Produkte kaufen, auch weniger Bewegung machen.“ Er sieht deshalb eher ein Lebensstilproblem, wovon die Ernährung ein Teil ist.

Die Studienautorinnen und -autoren haben zwar versucht, Faktoren wie Lebensstil, Alkohol- und Nikotinkonsum herauszurechnen. Sie räumen aber selbst ein, dass ein gewisser Resteinfluss „nicht vollständig ausgeschlossen werden kann“. Auch Karl-Heinz Wagner bestätigt aus der eigenen wissenschaftlichen Praxis, dass Bereinigungen von sogenannten „confounding factors“ oft schwierig seien.

Auslöser unklar

Ein weiterer Kritikpunkt: Es handelt sich um eine reine Beobachtungsstudie, britische Mediziner sprechen deshalb gegenüber der BBC von einem „schwachen Zusammenhang“.

Ö1-Sendungshinweis:

Über das Thema berichtet auch „Wissen Aktuell“ um 13.55 Uhr am 15.2.2018.

Das sieht auch der Wiener Forscher so: „Es wurde kein direkter Effekt festgestellt, sondern ein gleichzeitiges Auftreten (Konsum von Fertignahrung und Krebs, Anm.) beobachtet.“ Auch in der Studie heißt es, dass es weitere Studien brauche um festzustellen, ob Fertignahrung tatsächlich Krebs auslösen kann.

Fertigprodukte nun höher zu besteuern oder gar zu verbieten, soweit würde der Ernährungswissenschaftler Karl-Heinz Wagner von der Universität Wien nicht gehen: „Es ist immer eine Frage der Häufigkeit: Wie oft greift man zu Fertigprodukten?“ Eines zeigt die Studie aber einmal mehr: Frisch zubereitete Speisen sind ebenso wie wenig verarbeitetes Gemüse, Obst und Getreide sinnvoller Teil eines gesunden Lebensstils.

Elke Ziegler, Ö1-Wissenschaft

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