Neun Uniräte aus „völkischen Verbindungen“

Unter den neuen Uniräten befinden sich laut Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) neun Mitglieder von „völkischen Verbindungen“: Hervor stechen der ehemalige Unternehmer Alois Gruber und der Physiker Reinhard Kienberger.

Gruber - er wird Unirat an der Uni Graz - ist Mitglied der Burschenschaft „Arminia Czernowitz zu Linz“. Dabei handle es sich „um eine im rechtsextremen Sinne auffällige Verbindung“, sagt Bernhard Weidinger vom DÖW zur APA. Demnach meldete sie 2016 die rechtsextreme Tagung „Verteidiger Europas“ in Linz an. Seit demselben Jahr teile sie überdies ihr Verbindungshaus mit den „Identitären“. Wiederholt bewarb die Verbindung in den vergangenen Jahren rechtsextreme Zeitschriften wie „Info-Direkt“ und „Umwelt & Aktiv“.

Laut Medienberichten gab es rund um die Bestellung Grubers im Vorfeld des heutigen Ministerratsbeschluss auch Diskussionen zwischen den Koalitionspartnern ÖVP und FPÖ. Gruber trat noch 2016 als Autor in der als rechtsextrem eingestuften Zeitschrift „Aula“ in Erscheinung.

Linksextreme Privatstasi

Kienberger, Physik-Professor an der Technischen Universität München und Mitglied der „Akademischen Burschenschaft Oberösterreicher Germanen in Wien“, wird einen Sitz im Unirat der Technischen Universität (TU) Graz belegen. Der Wissenschaftler „hat unter anderem das DÖW als eine von Linksextremisten gegründete Privat-Stasi“ bezeichnet, sagt Weidinger. In einer in der Zeitschrift des Österreichischen Pennälerrings im vergangenen Jahr abgedruckten Rede habe Kienberger etwa „DDR-Bürger als ‚Mitteldeutsche‘ und die CDU als ‚linke Partei‘ eingestuft“, so der DÖW-Experte.

Mit Reinald Riedl finde sich ein Mitglied der Burschenschaft „Libertas Wien“ im Uni-Rat der Uni Wien. Im Uni-Rat der Meduni Innsbruck wird mit Gernot Wimmer ein Mitglied der „Akademischen Burschenschaft Germania zu Graz“ sitzen. Der neue Uni-Rat für die Uni Linz, Michael Tissot, gehöre der „Akademischen Burschenschaft Oberösterreicher Germanen in Wien“ an. In das Gremium der Meduni Wien wurde Ex-Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck berufen. Er gehöre zwar keiner Burschenschaft, aber der „Akademischen Verbindung Wartburg“ in Wien an. Darüber hinaus finde sich mit Christof Sommitsch (TU Wien) ein Mitglied des „Corps Schacht Leoben“ und Bernd Stöckl (Uni Klagenfurt) ein Mitglied der „Akademischen Landsmannschaft Tyrol zu Innsbruck“ unter den Räten.

Mit Hannes Hundegger ist ein Mitglied der Burschenschaft „Leder“ in Leoben für das Aufsichts-Gremium an der dortigen Montanuniversität vorgesehen. Die Burschenschaft soll an der Montanuni am 10. Jänner Flyer verteilt haben, auf denen ein Familienbild des nationalsozialistischen Malers Wolfgang Willrich einem schwulen Paar gegenübergestellt wurde. Die Montanuni schloss die Mitglieder der Burschenschaft daraufhin trotz Distanzierung vom Sujet von allen akademischen Feierlichkeiten aus, bis es zu einer „befriedigenden Reaktion“ ihrerseits komme. Die Staatsanwaltschaft Leoben hat in der Causa ein Ermittlungsverfahren wegen Verhetzung eingeleitet.

science.ORF.at/APA

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