Wasserkraft ökologischer und ökonomischer machen

Wasserkraftwerke beeinflussen den Transport von Sedimenten in Flüssen: Das hat ökologische Folgen und kostet Geld. Innovative Lösungen entwickeln will dazu ein neues Christian Doppler(CD)-Labor, das am Montag in Wien eröffnet wurde.

Staumauern stören die Dynamik des Sedimenttransports im Verlauf des jeweiligen Fließgewässers. Das hat u.a. Auswirkungen auf die Umwelt. So wird durch den Rückhalt von groben Sedimenten in den Stauräumen weniger Sohlematerial zu den flussab gelegenen Strecken transportiert.

„Dadurch erfolgt eine Vergröberung der Sohle und wichtige Lebensräume wie Laichplätze für Fische gehen verloren“, sagte der Leiter des neuen CD-Labors, Christoph Hauer, vom Institut für Wasserwirtschaft Hydrologie und konstruktiven Wasserbau der Universität für Bodenkultur (Boku). Zudem komme es bei Spülungen von Sedimenten aus den Stauräumen flussabwärts mitunter zu hohen, für Lebewesen schädlichen Belastungen mit Feinsedimenten.

Nachhaltiges Sedimentmanagement

Aber auch technisch verursacht der gestörte Sedimenttransport Probleme, etwa durch kontinuierliche Verlandung der Speicheranlagen oder Abnutzung der Turbinen. Bei Laufkraftwerken könne es zudem „durch Anlandungen im Oberwasser mitunter zur Reduktion des Hochwasserschutzes kommen“, so Hauer.

All das verursacht Kosten: Wasserkraftbetreiber müssen etwa abgelagertes Sediment aus den Stauräumen ausbaggern, Spülungen können Entschädigungszahlungen an die Fischerei notwendig machen. Solche Zahlungen an die Land- und Forstwirtschaft drohen auch, wenn sich Speicher bei Hochwässern entleeren und die Sedimente in den Überflutungsflächen ablagern.

Im neuen Christian Doppler(CD)-Labor für Sedimentforschung und –management an der Boku wollen die Forscher die Prozesse besser verstehen und neue Erkenntnisse über Wechselwirkungen und Beeinflussungen der Ökologie erlangen. Ziel seien innovative Konzepte für ein nachhaltiges Sedimentmanagement. Die Forschungsergebnisse sollen auch zur Definition von neuen Standards zur Optimierung der Wasserkraftnutzung beitragen und in Gewässerbewirtschaftungspläne, Richtlinien und Gesetzgebung einfließen.

Zusammenarbeit mit Wasserkraftbetreibern

Die Wissenschaftler arbeiten dazu sowohl direkt an einzelnen Anlagen der im Projekt beteiligten Wasserkraftbetreiber als auch im Wasserbaulabor und dem Forschungsgerinne der Boku. „Weiters wollen wir neue Messmethoden und Simulationsprogramme entwickeln“, so Hauer.

In den von der Christian Doppler Gesellschaft (CDG) für jeweils sieben Jahre genehmigten CD-Labors kooperieren Wissenschaftler mit Unternehmen im Bereich anwendungsorientierte Grundlagenforschung.

Das Budget für das neue CD-Labor beträgt 4,3 Millionen Euro, davon kommen rund 2,4 Mio. Euro von der öffentlichen Hand, der Rest von den beteiligten Firmen, konkret Andritz Hydro, Voith Hydro, der Wasserstraßengesellschaft via donau und dem Verein für Ökologie und Umweltforschung.

science.ORF.at/APA

Mehr zu dem Thema: