Schon nach einer Stunde Hitzefalle

In praller Sonne geparkte Autos können für Kleinkinder schon nach einer Stunde lebensgefährlich werden. Ihre Körpertemperatur könne dann auf 40 Grad Celsius klettern, was auf Dauer zum Hitzeschlag führe, berichten US-Forscherinnen.

Jennifer Vanos von der University of San Diego in Kalifornien und Kolleginnen haben im Rahmen einer Studie die Hitzeentwicklung von Autos in der Sommersonne von Arizona untersucht. Kleinwagen erhitzen sich demnach noch schneller als Limousinen und Minivans.

Nach 60 Minuten in der Sonne waren die Wagen im Durchschnitt über 47 Grad Celsius im Innern heiß. Bei den Tests herrschten Außentemperaturen zwischen 36 und 41 Grad Celsius, die in Österreich nur selten erreicht werden.

Auch Schattenplatz kann tödlich sein

Im Schatten geparkt sind die Innenraumtemperaturen nach einer Stunde mit knapp 40 Grad niedriger - sie steigen nach zwei Stunden aber ebenfalls kritisch hoch an,, wie die Forscherinnen im Journal „Temperature“ berichten. Insgesamt maßen sie in je zwei Kleinwagen, Mittelklasse-Limousinen und Minivans nach: Dabei wurden die Lenker und Armaturenbretter in Extremfällen bis zu 85 Grad heiß.

Um die Auswirkungen auf Kleinkinder zu bestimmen, nutzten die Expertinnen mathematische Rechenmodelle. "Unsere Studie zeigt nicht nur die Temperaturunterschiede im Innenraum von Autos, die in der Sonne oder im Schatten geparkt wurden.

Sie macht auch klar, dass sogar ein Schattenparkplatz für ein kleines Kind tödlich sein kann", resümiert die Klimatologin und Ko-Autorin Nancy Selover von der Arizona State University. Atme ein Kind aus, werde die Luft feuchter und der Körper könne sich noch schlechter durch Schwitzen abkühlen.

Innere Verletzungen durch die starke Hitze könne ein Kleinkind auch schon unterhalb der 40 Grad-Grenze erleiden, ergänzt Jennifer Vanos. Manche Hitzeschlagopfer überlebten zwar, aber mit Hirn- und Organschäden.

Inspiration für Autohersteller?

Ein Kind oder Haustier im Auto zu vergessen, könne jedem passieren, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Persönlichkeit, behauptet der Psychologe und Erinnerungsforscher Gene Brewer von der Arizona State University. Oft geschehe so etwas, wenn tägliche, automatisch ablaufende Routinen durch zusätzliche Informationen, etwa einen wichtigen Telefonanruf, unterbrochen würden. „Funktional gesehen ist es kein großer Unterschied, sein Kind im Auto zu vergessen oder seine Schlüssel.“

Die Forscher hoffen deshalb, dass ihre Funde auch Autohersteller inspirieren - um Alarmsysteme für solche Fälle zu entwickeln. In den USA sterben jährlich im Durchschnitt 37 Kinder, weil sie in überhitzten Autos zurückgelassen wurden. Auch aus Brasilien, Frankreich, Belgien und den Niederlanden sind Fälle bekannt.

science.ORF.at/dpa

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