Acht Millionen Retortenbabys seit 1978

Als Louise Brown am 25. Juli 1978 als weltweit erstes Retortenbaby geboren wurde, war die künstliche Befruchtung noch eine revolutionäre Methode. Heute gehört sie längst zum medizinischen Alltag: Acht Millionen Babys sind seitdem auf diese Weise zur Welt gekommen.

Das zeigt eine Statistik, die beim Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin und Embryologie (ESHRE) in Barcelona vorgestellt wurde.

Die Daten geben auch Auskunft über Zahl der Fruchtbarkeitsbehandlungen in einzelnen Ländern: Demnach liegt Spanien mit 119.875 Therapiezyklen im Jahr 2015 an der Spitze, gefolgt von Russland (110.723), Deutschland (96.512) und Frankreich (93.918).. Berücksichtigt wurden dabei In-vitro-Fertilisationen (IVF), Intrazytoplasmatische Spermien-Injektionen (ICSI) und Eizellspenden.

Österreich: Über 2.000 Geburten pro Jahr

Insgesamt gab es den ESHRE-Daten zufolge 2015 europaweit rund 800.000 Behandlungszyklen, aus denen 157.449 Babys hervorgingen. Allerdings seien noch nicht alle Länder bei dieser Auswertung berücksichtigt, es fehle zum Beispiel Großbritannien mit üblicherweise etwa 60.000 Zyklen. In Österreich gab es 2016 - das sind die jüngsten verfügbaren Daten - 10.097 IVF-Versuche. 2015 kamen 2.410 Kinder aus In-Vitro-Fertilisation zur Welt.

Lousie Brown, das erste Retortenbaby, im Alter von einem Jahr

ASSOCIATED PRESS

Das weltweit erste Retortenbaby: Louise Brown im September 1979

Der vorgestellten Statistik zufolge kommt es bei 36 Prozent der Embryotransfers zu einer Schwangerschaft. Die Chancen stehen besser, wenn der Embryo im Alter von fünf statt von drei Tagen in die Gebärmutter übertragenen wird. Die Aussichten auf eine Schwangerschaft sind grundsätzlich in höherem Alter geringer und nicht jede Schwangerschaft endet mit der Geburt eines Babys. Weil inzwischen häufiger nur ein Embryo eingesetzt wird, kommt es seltener zu Zwillingsschwangerschaften - für 2015 lag die Rate bei etwa 14 Prozent.

Nobelpreis für neue Methode

Rund jedes zehnte Paar hat Schwierigkeiten, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen - bis 1978 ließ sich dagegen kaum etwas tun. Am 25. Juli 1978 aber wurde im britischen Oldham Louise Brown nach einer IVF geboren. Entwickelt wurde die Methode vom Medizin-Pionier Robert Edwards, der dafür 2010 den Nobelpreis erhielt. Der erste Österreicher nach einer IVF, Zlatan Jovanovic, feierte im August 2017 seinen 35. Geburtstag.

Die In-vitro-Fertilisation nutzen Mediziner unter anderem bei Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wie etwa einem Eileiterverschluss. Zunächst wird mit Hormonpräparaten die Eizellreifung stimuliert. Die gereiften Eizellen werden abgesaugt und im Labor mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der entstehende Embryo wird in die Gebärmutter der Frau gepflanzt.

Am häufigsten wird inzwischen die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion angewendet. Die ICSI kommt bei Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes zum Einsatz, etwa zu wenigen oder schlecht beweglichen Spermien. Der Ablauf ist zunächst derselbe wie bei der IVF, zur Befruchtung wird jedoch eine Samenzelle unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt.

science.ORF.at/APA/dpa

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