Warum sich Hunde selten versöhnen

Wenn Tiere miteinander streiten, verraten sie auch etwas über ihr Verhaltenserbe. Nachgewiesen wurde das jetzt bei einem Vergleich von Wölfen und Hunden: Letztere sind nicht auf ein Rudel angewiesen - und daher viel nachtragender.

Versöhnung nach dem Streit haben Verhaltensforscher zunächst bei Schimpansen nachgewiesen. Später gelang das auch bei verschiedenen anderen Tierarten, nebst Affen bei Wildziegen, Delfinen, Fleckenhyänen, Saatkrähen und Raben.

Bei all diesen Tierarten suchen die Beteiligten nach einem Konflikt die gegenseitige Nähe, um wieder Frieden zu schließen. Ein Team um Simona Cafazzo (Wolf Science Center in Ernstbrunn) und Friederike Range (Messerli Forschungsinstitut, VetMed-Uni Wien) hat nun untersucht, wie oft Haushunde und Wölfe streiten.

Streit-Statistik: Wolf vs. Hund

Dazu beobachteten sie jeweils vier Rudel von Wölfen und Hunden, die in Gehegen im Wolfsforschungszentrum in Ernstbrunn leben. In 500 Stunden gab es bei den Wölfen 419 Aggressionen untereinander, bei den Hunden lediglich 55. Während bei den Wölfen aber sechs von zehn Konflikten ohne Körperkontakt etwa durch reines Drohen, Nachlaufen und Hinschnappen gelöst wurden, kam es bei Hunden im Regelfall (in neun von zehn Fällen) zu tätlichen Angriffen wie Beißen und Niederstoßen.

Schwarzer Setter in Profilansicht

PATRIK STOLLARZ / AFP

Hunde sind im Gegensatz zu Wölfen nur „unverbindlich sozial“

Die Hunde zeigten in der Studie auch keine Anzeichen von Versöhnung, sondern gingen einander nach einem Streit stets aus dem Weg, berichten die Forscherinnen. Wölfe verbrachten nach einem Konflikt mehr Zeit miteinander, wobei die Versöhnung meist vom unterlegenen, rangniedrigeren Tier ausging.

Folgen der Domestizierung

In der Natur sind Wölfe viel mehr auf einander und eine funktionierende soziale Gruppe angewiesen, als Hunde, erklären die Forscherinnen in dem Fachartikel. Wölfe jagen im Rudel, verteidigen ihr Gebiet als Gruppe und ziehen gemeinsam ihre Jungen auf. Hunde müssen sich hingegen eher mit den Menschen gutstellen, als mit Artgenossen. Selbst freilebende Hunde handeln nur im Bedarfsfall gemeinsam. Die Forscherinnen nennen dies „unverbindlich sozial“. Deshalb ist die Fähigkeit, sich flott wieder auszusöhnen, für Wölfe viel wichtiger, als für ihre domestizierten Verwandten.

In früheren Studien eines belgischen Teams zeigten aber auch Hunde die Fähigkeit, einander zu versöhnen, so die Forscherinnen. Sie wollen nun herausfinden, unter welchen Umständen die Tiere dazu gewillt sind.

science.ORF.at/APA

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