„Das Unmögliche möglich machen“

Die NASA hat Menschen auf den Mond und Sonden durch das Sonnensystem geschickt. Am 29. Juli wurde die US-amerikanische Raumfahrtbehörde 60 Jahre alt - sie steht bei der Suche nach einer neuen Vision vor riesigen Herausforderungen.

Auf die Frage nach den herausragendsten Errungenschaften der NASA muss der Astrophysiker John O’Meara nicht lange nachdenken. „Man kann nicht ignorieren, dass die NASA Menschen auf den Mond gebracht hat.“ Die Mondlandung am 21. Juli 1969 sei „ein Triumph für die NASA und den Geist der Menschheit“ gewesen, ein „Schlüsselmoment“, sagte der Wissenschaftler am Saint Michael’s College im US-Bundesstaat Vermont, der schon oft mit der Raumfahrtbehörde zusammengearbeitet hat. „Die Welt kam für einen kurzen Moment zusammen und freute sich gemeinsam - von so etwas bräuchten wir viel mehr.“

1969: Nasa-Astronaut auf dem Mond

AP Photo/NASA

Historischer Moment: Buzz Aldrin spaziert auf dem Mond

Die Mondlandung gelang früh in der Geschichte der NASA. Am 29. Juli 1958 - vor 60 Jahren - unterzeichnete der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower das „National Aeronautics and Space“-Gesetz und gründete damit die NASA, die wenige Wochen danach ihren Betrieb aufnahm. Inzwischen hat die Raumfahrtbehörde mit Hauptsitz in Washington und Milliardenbudget mehr als 17.000 Mitarbeiter an Standorten überall in den USA.

Außenposten der Menschheit

Neben der Mondlandung hat die NASA bisher unter anderem mit zahlreichen Sonden das Planetensystem inklusive unserer Erde ausgiebig erforscht, mit Weltraumteleskopen tief in die Weite hinter unserem Sonnensystem gespäht und gemeinsam mit anderen Ländern die Internationale Raumstation (ISS) aufgebaut, einen permanenten Außenposten der Menschheit im All.

Dazu informiert die NASA Menschen auf der ganzen Welt über das Weltall, ob mit Museen und in Schulklassen oder mit einer vielfach ausgezeichneten Onlinestrategie. Die Liveübertragung des Finales der Raumsonde „Cassini“, die sich im vergangenen September kontrolliert in den Saturn stürzte, wurde für den wichtigsten US-Fernsehpreis Emmy nominiert. Zum 60. Geburtstag der NASA gab es zahlreiche Veranstaltungen und Feiern.

Angelobung: US-Präsident Dwight D. Eisenhower mit neuen Mitgliedern der NASA

AP Photo/Bob Schutz

Der Beginn: US-Präsident Eisenhower vereidigt die ersten Mitglieder des „National Aeronautics and Space Council“

„Die NASA ist immer noch eine großartige Behörde mit großartigen Mitarbeitern, die großartige Fähigkeiten haben, aber sie hat ein wenig ihren Schwung verloren und ihren Fokus darauf, das Unmögliche möglich zu machen“, sagte der Wissenschaftler O’Meara. „In vielen Hinsichten ist das nicht die Schuld der NASA selbst, sondern es liegt daran, dass ihr Budget jedes Jahr vom Kongress neu bestimmt werden muss.“

Das sei natürlich grundsätzlich nicht falsch, führe aber dazu, dass häufig neue Politiker entscheiden müssten und sich niemand langfristig festlegen wolle. „Dass wir noch keine Menschen auf den Mars geschickt haben, liegt daran, dass es sehr teuer ist und sehr lange dauert. Niemand in der Politik will sich wirklich dahinter stellen, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass es noch in der eigenen Amtszeit passieren wird - und man sich dann mit dem Verdienst brüsten kann.“

„Trump ist die NASA egal“

Der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe für die NASA nicht wesentlich viel verändert, sagte O’Meara. Bis auf die unter Trumps Vorgänger Barack Obama sehr geförderte Erd- und Klimaforschung, um die müsse man sich Sorgen machen. „Ansonsten habe ich das Gefühl, dass Trump die NASA ziemlich egal ist.“ Nach wie vor müsse die Behörde um ihr Budget kämpfen.

Der von Trump eingesetzte und von vielen Demokraten als unerfahren kritisierte NASA-Chef Jim Bridenstine habe bisher zumindest noch nichts „Desaströses“ gemacht, sagt O’Meara. „Anfangs war ich sehr skeptisch gegenüber Bridenstine, aber in der kurzen Zeit, die er jetzt im Amt ist, hat er das ganz gut gemacht.“

Jupitermond Europa, aufgenommen mit der Galileo-Raumsonde der NASA

NASA/JPL-Caltech/SETI Institute

Jupitermond Europa: Werden hier einmal Astronauten landen?

Die Mondlandung, der große „Schlüsselmoment“ der NASA, ist inzwischen fast 50 Jahre her - und es brauche dringend neue solche Momente, forderte O’Meara. Um die zu schaffen, müsse die NASA riesige Herausforderungen meistern. Zunächst müssten dringend wieder Astronauten mit US-Raumschiffen ins All gebracht werden, um die derzeitige Abhängigkeit von russischen Sojus-Kapseln zu beenden. Das hat die NASA zwar angekündigt, passiert ist bisher jedoch noch nichts.

Gesucht: Visionen

Und dann brauche die Raumfahrtbehörde dringend wieder eine begeisternde Vision, forderte O’Meara. Zum Beispiel: Menschen auf dem Mars - oder auch auf dem Jupitermond Europa. „Das können wir schaffen, wenn die NASA sich auf den sehr anstrengenden Weg begeben will.“

Auch die Lösung eines der spannendsten Rätsel der Menschheit sei in greifbarer Nähe. „Es liegt in unseren Möglichkeiten, wenn es die NASA denn will, in den nächsten 20 Jahren definitiv herauszufinden, ob es außer uns noch Leben im Universum gibt. Wenn die NASA die sehr komplizierten technologischen Herausforderungen angeht, dann können wir das endgültig klären.“

science.ORF.at/dpa

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