Der Sonne nah wie nie

Startschuss für eine heiße Mission: Am Samstag schickt die US-Weltraumbehörde NASA erstmals ein Forschungsraumschiff in die Atmosphäre der Sonne. Dort erwarten die „Parker Solar Probe“ Temperaturen von 1.370 Grad Celsius.

Das durch einen zwölf Zentimeter dicken Karbonpanzer geschützte Raumfahrzeug wird während seiner auf sieben Jahre ausgelegten Expedition insgesamt 24 Mal durch die Sonnenkorona fliegen - und soll dabei Fragen beantworten, „die uns seit mehr als sechs Jahrzehnten umtreiben“, sagte NASA-Wissenschaftlerin Nicola Fox.

Das Raumschiff sei „vollgeladen mit technologischen Neuerungen, die viele der größten Mysterien um unseren Stern herum lüften werden - zum Beispiel, warum der Strahlenkranz um die Sonne herum heißer ist als ihre Oberfläche.“

Sonnenwinde vor Ort messen

Los geht es für die rund 700 Kilogramm schwere „Parker Solar Probe“ am 11. August um 09.48 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Sie soll an Bord einer „Delta IV Heavy“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten und sich mit Hilfe der Schwerkraft der Venus dann auf den Weg zur 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne aufmachen.

Künstlerische Darstellung: Parker Solar Probe kreist um die Sonne

NASA

Tuchfühlung im kosmischen Maßstab: 6,2 Millionen Kilometer wird der Abstand zur Sonne betragen

Mit der „Parker Solar Probe“ benannte die NASA erstmals eine Sonde nach einem lebenden Wissenschaftler, dem Astrophysiker Eugene Parker (91), einem emeritierten Professor der University of Chicago. Er fühle sich sehr geehrt, sagte Parker. „Die Sonde fliegt in eine Gegend des Weltalls, die wir noch nie erkundet haben. Es ist sehr aufregend, dass wir da endlich hinschauen können. Ich hätte gerne detailliertere Messungen der Sonnenwinde. Ich bin mir sicher, es wird einige Überraschungen geben. Die gibt es immer.“

ESA-Mission folgt

Seit Jahrzehnten schon plant die NASA eine solche Sonnen-Expedition, nun wird sie Wirklichkeit - und Europa zieht alsbald nach. 2020 soll der nächste Raumflugkörper in Richtung Sonne abheben, der „Solar Orbiter“ der europäischen Raumfahrtagentur ESA.

Die Missionen wurden unabhängig voneinander entwickelt, sollen aber kooperieren. „Es gibt da einfach Fragen, die uns seit langer Zeit beschäftigen“, sagte NASA-Forscher Adam Szabo. „Wir wollen herausfinden, was nahe der Sonne passiert, und die offensichtliche Lösung dafür ist, einfach hinzufliegen. Wir können es gar nicht mehr abwarten.“

Die Sonde „Parker Solar Probe“ kommt zwar mit 6,2 Millionen Kilometer Abstand näher an die Sonne heran, als alle anderen zuvor. Sie ist aber nicht die erste dieser Art. Bereits in den 1970er-Jahren starteten die deutsch-amerikanischen Sonden Helios 1 und Helios 2, hielten jedoch mit rund 45 Millionen Kilometern gebührenden Abstand. Zum Vergleich: Merkur ist rund 58 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.

science.ORF.at/AFP/dpa

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