Wie Wurzeln beim Wachsen klingen

Im Erdreich ist es zwar dunkel, aber keineswegs still. Wurzeln knacken beim Wachsen, und Würmer knirschen beim Graben. Mit hochsensiblen akustischen Sensoren hören Schweizer Forscher dem nun zu – und analysieren dabei den Boden.

Je mehr solcher Geräusche biologische Aktivität verraten, desto gesünder der Boden. Auf diesem Prinzip beruht die neue Methode zur Bodenanalyse, den Forscher der ETH Zürich mit französischen Kollegen kürzlich im Fachblatt „Scientific Reports“ vorstellten.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 10.8., 13:55 Uhr.

Dank hochsensitiver akustischer Sensoren eröffnet sich ein ganz neues Fenster ins Erdreich, sagte Dani Or von der ETH laut einer Mitteilung der Hochschule vom Donnerstag. „Wir können so zum Beispiel erfahren, wann Wurzeln wachsen.“ Bisher war nicht bekannt, ob dies tagsüber, in der Nacht, bei feuchtem oder bei trockenem Boden geschieht. „Mit der neuen Methode können wir das relativ einfach an Ort und Stelle aufzeichnen - ohne zu graben“, so Or.

Geräusche stimmen mit biologischer Aktivität überein

Die Wissenschaftler befüllten Glasbehälter mit sandiger Erde und säten darin Kukuruz oder ließen einen Erdwurm darin graben. Andere Glasbehälter blieben bis auf die Erde leer und dienten als Kontrolle, ob auch das Erdmaterial allein Geräusche verursachte.

Mit piezoelektrischen Sensoren sammelten die Forschenden akustische Signale, die sich dank der Kontrollbehälter eindeutig dem Graben des Erdwurms oder dem Wachstum der Maiswurzeln zuordnen ließen. Nach einer Woche beim Erdwurm und nach 19 Tagen bei den Maiskeimlingen verglichen die Wissenschaftler die Aufzeichnungen mit den gegrabenen Tunneln und den Wurzeln. Die Geräusche und die biologische Aktivität im Boden stimmten stark überein.

Audios: So klingen wachsende Wurzeln …

… und so ein Wurm (in eine hörbare Frequenz übersetzt und beschleunigt):

Vom Labor aufs Feld

Dani Or kennt sich mit dem Knirschen und Knacken im Boden aus. So konnte er mit seinem Team bereits akustische Vorboten von Erdrutschen bestimmen, wie die ETH schrieb. Die Geräusche im Boden seien zwar leise, sie wiesen aber eine gewisse Signatur auf, mit der sie sich einer bestimmten Quelle zuweisen lassen, sagte Or. „Würmer etwa bewegen sich viel schneller als Wurzeln, zugleich sind ihre akustischen Emissionen viel punktueller.“

Bisher fanden die Versuche nur unter Laborbedingungen statt, wo es keine störenden Nebengeräusche gibt. Als nächstes wollen die Wissenschaftler ihre Methode in freier Wildbahn testen. Bewährt sie sich, könnte sie auch in der Landwirtschaft nützlich sein, um Bauern zusätzliche Informationen darüber zu liefern, wie gesund ihr Ackerboden ist.

science.ORF.at/APA/sda

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