Steueroasen tragen zur Abholzung bei

Die „Panama-„ und „Paradise-Papers“ haben dokumentiert, wie Unternehmer und Politiker ihr Vermögen in Steueroasen verschleiern. Eine Studie zeigt nun: Die Steuerflucht wirkt sich auch negativ auf die Umwelt aus – etwa auf die Abholzung des Regenwalds in Brasilien.

„Steueroasen sind nicht nur eine soziopolitische und wirtschaftliche Herausforderung, sondern auch eine für die Umwelt“, sagt der Hauptautor Victor Galaz vom Resilience Center in Stockholm. „Ihre Nutzung ist nicht per se illegal, aber Finanzgeheimnisse erschweren die Analyse, wie sich Geldflüsse auf ökonomische Aktivitäten und ihre Wirkungen auf die Umwelt auswirken.“

Studie

”Tax havens and global environmental degradation”, Nature Ecology and Evolution, 13.8.2018

Genau das hat Galaz mit Kollegen nun dennoch versucht zu quantifizieren – und zwar nach Eigenangaben zum ersten Mal überhaupt. Die Forscher haben dazu zwei Bereiche ausgewählt, die seit Jahren im roten Bereich von Umweltschützern stehen: die Abholzung des Regenwalds in Brasilien und der weltweite Fischfang.

Großteil des Kapitals fließt über Steueroasen

Bei ersterem haben sie das Kapital untersucht, das zwischen Oktober 2000 und August 2011 in die Soja- und Rindfleisch-Industrie des brasilianischen Amazonas-Regenwalds geflossen ist. Mehr als zwei Drittel des ausländischen Geldes – über 18 von 27 Milliarden US-Dollar - sind demnach über eine oder mehrere Steueroasen nach Brasilien gekommen. Allen voran über die Cayman-Inseln.

Im zweiten Bereich haben die Forscher Fälle von illegalem Fischfang untersucht. 70 Prozent der damit in Verbindung gebrachten Schiffe fahren unter Flagge einer der Steueroasen, auch wenn die Hintermänner ganz woanders sitzen. Hier liegen die Mittelamerika-Staaten Panama und Belize an der Spitze.

Anzahl illegaler Fischereischiffe, die in Steueroasen registriert sind

Stockholm Resilience Centre

Anzahl illegaler Fischereischiffe, die in Steueroasen registriert sind

Der Transparenzmangel von Steueroasen verschleiert laut den Forschern in beiden Fällen, wie schädlich sie sich auf Umweltgüter auswirken, die allen gehören. Der Amazonas-Regenwald ist wichtig für das Weltklima, der Ozean Nahrungsgrundlage für Millionen Menschen weltweit, speziell in den ärmeren Staaten.

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 14.8., 13:55 Uhr.

Für die künftige Erforschung und den politischen Umgang mit Steueroasen regen die Forscher deshalb zwei Maßnahmen an: Erstens sollte der durch Steueroasen verursachte Verlust von Steuereinnahmen als indirekte Subventionen für Holzfäller, Soja- oder Rindfleisch-Großbauern sowie illegale Fischfänger betrachtet werden. Zweitens sollten internationale Organisationen wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen die Umweltkosten dieser Subventionen bemessen.

Das Problem sei ein weltweites und deshalb auch nur international zu lösen, betonen die Forscher. Ihre Studie ist Teil eines größeren Forschungsprojekts, das sich dem globalen Zusammenhang von Finanzmärkten und Nachhaltigkeit widmet.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at

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