Eiszeitbären leben in Braunbären weiter

Moderne Menschen tragen ein paar Prozent Neandertaler in ihrem Erbgut. Ähnlich ist es auch bei Braunbären, wie eine neue Studie zeigt. Auch sie haben Gene eiszeitlicher Höhlenbären in sich bewahrt.

„Ausgestorbene Arten können demnach auf genetischer Ebene noch für zehntausende Jahre am Evolutionsgeschehen teilnehmen“, so der Biologe Ron Pinhasi von der Universität Wien.

Studie

”Partial genomic survival of cave bears in living brown bears”, Nature Ecology and Evolution, 27.8.2018

Er hat mit Kollegen das Erbgut aus 71.000 bis 34.000 Jahre alten Überresten von vier Höhlenbären und einem Braunbären aus deren „Felsenbeinen“ gewonnen und ausgelesen. Pinhasi hat entdeckt, dass diese Innenohr-Knochen besonders viel Erbgut enthalten und man daraus bei Menschen wie Bären große Mengen gut konservierte, alte DNA gewinnen kann.

Ein Forscher hält den Schädel eines eiszeitlichen Höhlenbären

Andrei Posmoșanu

Ein Forscher hält den Schädel eines eiszeitlichen Höhlenbären

Bis zu 1,8 Prozent Erbgut geerbt

Höhlenbären sahen vermutlich aus wie sehr große und plump gebaute Braunbären und ernährten sich vor allem von Pflanzen. Vor etwa 25.000 Jahren starben sie aus, woran der Mensch wahrscheinlich nicht unschuldig war, so die Forscher.

Die Überreste von zwei Höhlenbären stammen aus Österreich, ebenso die Knochen des Braunbären, der zeitgleich mit Höhlenbären gelebt hat. Außerdem sequenzierte die Forschergruppe um Axel Barlow(www.uni-potsdam.de von der Universität Potsdam das Erbgut von heute lebenden Braun-, Schwarz-, Eis-, Brillen und Pandabären.

Die DNA-Sequenzen verrieten, dass sich Braun- und Höhlenbären einst - zumindest gelegentlich - paarten und sich vermischten. Sowohl der vor 41.000 Jahre lebende Braunbär trug Höhlenbärenerbe in sich (nämlich 2,4 Prozent), als auch die Exemplare der Gegenwart (0,9 bis 1,8 Prozent). Die gemeinsamen Nachkommen müssen demnach fruchtbar gewesen sein, denn sonst wären die Erbgutmischungen nicht erhalten geblieben.

Knochen eiszeitlicher Höhlenbären

Andrei Posmoșanu

Knochen eiszeitlicher Höhlenbären

Funktion der Gene noch unklar

„Nachdem es sich bei den einzelnen Tieren um unterschiedliche Bereiche des Höhlenbärenerbguts handelt, könnte insgesamt noch ein erheblicher Teil davon in der heutigen Bärenpopulation enthalten sein“, so die Forscher. Die Höhlenbären seien somit nicht vollständig ausgestorben. Umgekehrt hatten auch die Höhlenbären Gene der Braunbären in sich, allerdings zu einem geringeren Anteil.

Ob die Höhlenbärengene den Braunbären einen Vorteil in der Evolution gebracht haben, wie die Immunsystemgene der Neandertaler den modernen Menschen, könne man aber noch nicht sagen, erklärte Pinhasi. Dazu wisse man zu wenig, welche Höhlenbärengene sich über die Zeit gerettet haben.

science.ORF.at/APA

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