Mehr Regen durch Wind- und Solaranlagen

Wind- und Solarparks in der Sahara könnten große Mengen an Strom erzeugen. Laut einer neuen Studie hätten sie zudem einen unerwarteten Nebeneffekt: Sie ändern das regionale Klima. Dadurch könnte es mehr regnen und grüner werden.

Die großflächigen Anlagen würden die Windbewegungen und die Bodentemperatur verändern - das zeigen Modellrechnungen. Die Windräder drücken wärmere Luft aus der Höhe auf den Boden, insbesondere in der Nacht, so die Forscher rund um Ning Zeng von der University of Maryland. Der Austausch der Luftmassen begünstigt Niederschläge. Dunkle Solarpanels wiederum senken den Anteil des Sonnenlichts, das sonst vom weißen Saharasand reflektiert wird. Auch das führt zu höheren Bodentemperaturen und mehr Niederschlägen, wie die im Journal „Science“ veröffentlichte Studie zeigt.

Vor- und Nachteile

In der trockenen Sahelzone könnte man mit mehr Niederschlägen rechnen. Das wäre gut für die Vegetation, es würde also grüner werden. Entstehen würde der Regen allerdings durch höhere Temperaturen. „Dieser Temperaturanstieg ist eine kleine negative Nebenwirkung, das müsste man abwägen mit dem Vorteil, dass man mehr Niederschlag und Vegetation hat“, so Co-Autor und Meteorologe Fred Kucharski vom Abdus Salam International Centre for Theoretical Physics gegenüber science.ORF.at.

Grafik zu Niederschlägen in der Sahara

Yan Li and Eviatar Bach CC BY 4.0

Zunahme der Niederschläge in der Sahara

Er betont, dass die höheren Temperaturen lokal begrenzt wären. Das Modell zeige, dass vor allem in der Wüste ein deutlicher Temperaturanstieg von etwa zwei Grad zu erwarten wäre. In der bewohnten Sahelzone würden die Temperaturen hingegen weniger stark steigen. Aus seiner Sicht würde dort der Vorteil durch mehr Regen und mehr Grünland überwiegen.

Damit die beschriebenen Effekte eintreten, müssten allerdings drei Millionen Windräder und Solaranlagen auf 20 Prozent der Fläche der Sahara installiert werden. Damit könnte gleichzeitig ausreichend Elektrizität für die gesamte Welt produziert werden, so die Autoren.

Nur bei großflächigen Projekten

Ob Wind- und Solaranlagen auch in Europa das regionale Klima beeinflussen, könne anhand des Sahara-Modells nicht beantwortet werden. Laut Kucharski ist das aber unwahrscheinlich. Einerseits könnte man hier aufgrund der dichteren Besiedlung nicht so großflächige Projekte realisieren. Vor allem aber gibt es in Europa von Jahr zu Jahr stärkere natürliche klimatische Unterschiede , der Effekt der Solar- und Windanlagen würde daher nicht ins Gewicht fallen.

Das bestätigt auch eine 2014 in der Fachzeitschrift „Nature“ publizierte Studie, in der ein großflächiger Ausbau von Windparks in Europa modelliert wurde. Die Studie zeigt, dass Windparks in Europa das Klima gegenüber natürlichen Klimaschwankungen nicht nennenswert beeinflussen würden.

Julia Geistberger, science.ORF.at

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