Ryugu ist härter als gedacht

Vor neun Tagen hat der Lander „Mascot“ auf dem Asteroiden Ryugu aufgesetzt, nun ziehen Forscher die erste Bilanz: Der nur 900 Meter lange Himmelskörper hat eine viel härtere und gröbere Oberfläche als von den Wissenschaftlern erwartet.

„Zu unserer großen Überraschung gibt es keine großen Ansammlungen von Staub“, sagt der Planetenforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bei der Vorstellung von „Mascots“ Reisebericht am Freitag im Berliner Wissenschaftsforum. Stattdessen zeigen die Bildaufnahmen von „Mascot“ grobe Steine und Geröll.

Steine und Geröll auf Ryugu

Mascot/DLR/JAXA

Steine und Geröll auf Ryugu

“Wie Braunkohle“

Ein von der Technischen Universität Braunschweig gebauter Magnetometer liefert genauere Erkenntnisse: „Ich würde sagen, das ist so etwas wie Braunkohle, porös“, sagt Hans-Ulrich Auster vom Braunschweiger Institut für extraterrestrische Physik über das schwarze Material. Die noch nicht ausgewerteten Daten des in Frankreich gebauten Spektrometers versprechen weitere Erkenntnisse.

Fast 17 Stunden war „Mascot“ auf dem Asteroiden unterwegs. Ein neuartiger, eigens entwickelter Schwungarm ermöglichte es der elf Kilogramm schweren Hightechkiste, aus dem Stand zu hüpfen. Dreimal wurde dieser Mechanismus aktiviert - zur besseren Ausrichtung der insgesamt vier Sensoren und zur Fortbewegung. Dabei sprang „Mascot“ bis zu einen Meter hoch.

Große Brocken erschweren Landung

Der Tag ist auf dem Asteroiden nur siebeneinhalb Stunden kurz, die Tag- und Nachttemperaturen schwanken zwischen plus und minus hundert Grad Celsius. Dennoch hielt „Mascot“ durch und liefert mehr als doppelt so viele Daten, wie sich Jaumann nach eigenen Angaben erhoffte.

Zugleich gerät der Fortgang der Mission durch die neuen Erkenntnisse schwieriger: Die japanische Sonde „Hayabusa 2“, die „Mascot“ zu Ryugu chauffierte, soll ebenfalls auf dem Planeten landen, Proben nehmen und diese im Jahr 2020 zur Erde bringen. „Die großen Brocken machen es nicht unbedingt einfacher“, sagt Jaumann über das ohnehin komplizierte Landemanöver.

Die Wissenschaftler erhoffen sich von der gemeinsamen Mission der Weltrauminstitute Japans, Deutschlands und Frankreichs Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems. Ryugu stammt aus dessen ersten hundert Millionen Jahren. „Asteroiden sind Überbleibsel, die nicht in Planeten integriert wurden - und deshalb sind sie auch so kostbar“, sagt DLR-Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund. „Das ist wie eine Schatztruhe, wo wir in die Vergangenheit schauen können.“

science.ORF.at/APA/AFP

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