Bier könnte knapp werden

Auch in Österreich löschen viele ihren Durst gern mit Bier, besonders an heißen Sommertagen. Durch Hitze und Trockenheit könnte aber laut neuer Studie ein Hauptbestandteil - nämlich Gerste - in Zukunft knapp und das erfrischende Vergnügen sehr teuer werden.

Kein anderes alkoholisches Getränk ist weltweit so beliebt wie Bier. Das meiste wird mittlerweile in China getrunken, nämlich 48,8 Milliarden Liter pro Jahr. Beim Pro-Kopf-Verbrauch sind aber die Europäer noch immer führend: Nach Irland und Tschechien liegt Österreich dabei auf Rang drei, noch vor Deutschland. Hierzulande trinkt jede bzw. jeder etwa 106 Liter pro Jahr. Mit steigendem Wohlstand wächst die weltweite Nachfrage nach Getränken und Lebensmitteln, die mehr als nur Durst und Hunger stillen, wie eben Bier.

Gerstenfeld, Getreide

APA/dpa/Oliver Berg

Gerstenfeld

Gleichzeitig macht die Klimaerwärmung der Landwirtschaft zu schaffen. Wenn es heißer und trockener wird, schrumpfen vielerorts die Erträge. Wohin das führen wird, ließ sich im heurigen Sommer erahnen. Die österreichischen Bauern konnten laut der Agrarmarkt Austria (AMA) etwa um ein Zehntel weniger Getreide ernten, verglichen mit dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Auch bei der Gerste gab es in ganz Europa Einbußen.

Doppelt so teuer

Die Erwärmung trifft dabei nicht nur Grundnahrungsmittel wie Weizen, Mais, Reis und Soja. Auch die Zutaten anderer Lebensmittel sind zunehmend gefährdet, z.B. Gerste - in Form von Gerstenmalz neben Wasser, Hopfen und Hefe einer der vier Hauptbestandteile von Bier. Heute werden etwa 17 Prozent der weltweiten Gerstenernte für Bier, der Rest vor allem als Futtermittel verwendet. Wenn die Erträge sinken, würde dies zuerst zu Lasten von eigentlich nicht lebensnotwendigen Gütern wie Bier gehen, vermuten die Forscher um Wei Xie von der Universität Peking. Denn im Zweifelsfall werde man die Gerste lieber an Nutztiere verfüttern.

Um drei bis 17 Prozent könnten die Erträge in den Gerstenanbaugebieten durch die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts durchschnittlich zurückgehen, wie die Forscher berechnet haben. Der weltweite Bierkonsum könnte im Extremfall um 16 Prozent sinken - das sind etwa 29 Milliarden Liter. So viel wird in etwa pro Jahr in den USA getrunken. Allein in China könnte um 4,34 Milliarden Liter Bier weniger konsumiert werden.

Der Bierpreis würde sich im Durchschnitt verdoppeln. Stärker steigen werde er in jenen Ländern, wo man Bier besonders liebt, schreiben die Autoren. Denn einerseits wird der Rückgang der Erträge in manchen Biergegenden deutlich höher ausfallen als im globalen Schnitt, z.B. in Tschechien und Deutschland. Andererseits werde man genau dort wohl lieber mehr zahlen als weniger trinken.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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