Nanoroboter schwimmen durch Augapfel

Ein Schwarm winziger Vehikel, die sich durch das menschliche Auge bewegen: Die Vorstellung mag gruselig anmuten, doch deutsche Forscher wollen mit diesem Experiment die Augenmedizin revolutionieren.

Bei der Behandlung von Augenkrankheiten - vom Grünen Star bis zum Makulaödem - stehen Mediziner vor einem Problem. Augentropfen oder Injektionen sind recht unpräzise und anfällig für Nebenwirkungen, da sich der verabreichte Wirkstoff durch Diffusion im ganzen Auge verteilt. Besser wäre es freilich, das Medikament dort punktgenau abzuliefern, wo es hin soll.

Versuch an Schweineaugen

So eine Methode haben nun Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart vorgestellt. Das Prinzip: Spiralförmige Partikel schwimmen, von einem Magnetfeld angetrieben, durch den Glaskörper des Auges.

Von medizinischen Anwendungen sind die Wissenschaftler zwar noch weit entfernt, bislang wurde der Versuch bloß an Schweineaugen aus dem Schlachthof durchgeführt. Dies jedenfalls erfolgreich, wie das Team um den Physikochemiker Peer Fischer im Fachblatt „Science Advances“ berichtet: Der injizierte Schwarm von rund 10.000 Minirobotern bewegten sich wie vorhergesehen durch die Glaskörpermatrix bis zur Netzhaut, und zwar zehn Mal schneller als es durch passive Diffusion möglich gewesen wäre. Als nächstes wollen die Wissenschaftler ein Material für die Vehikel entwickeln, das sich von selbst auflöst. Dann wären im Prinzip auch klinische Vorversuche am Menschen denkbar.

Robert Czepel, science.ORF.at

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