Wie Gene die Risikobereitschaft beeinflussen

Liegt Risikofreude in den Genen? Eine internationale Studie liefert dafür Hinweise. Wie riskant sich eine Person verhält, lässt sich allein anhand der DNA jedoch nicht vorhersagen.

Wie eine Person aufwächst, was sie erlebt und welche Vorbilder sie hat - all das prägt den Charakter, das Verhalten und somit auch die Risikofreude. Zwillingsstudien lassen zudem vermuten, dass Risikobereitschaft auch einen erblichen Anteil hat. Eine Studie im Fachblatt „Nature Genetics“ bestätigt nun diesen Zusammenhang: Das Team unter Leitung der University of Toronto und der Vrije Universiteit Amsterdam identifizierte 124 bisher unbekannte Varianten im Erbgut, die mit dem Risikoverhalten und der Risikobereitschaft zusammenhängen.

An der Studie nahmen rund eine Million Personen teil. Die Probanden sollten zum einen ihre eigene Risikobereitschaft einschätzen, zum anderen Fragen zu riskantem Verhalten beantworten, wie Rauchen, Alkoholkonsum, zu schnelles Autofahren oder häufig wechselnde Sexualpartner. Außerdem wurde das Erbgut der Teilnehmenden entschlüsselt und verglichen.

Gene im Gehirn aktiv

Das Erbgut zweier Menschen ist zwar sehr ähnlich, aber nicht identisch: Im Genom gibt es immer wieder Stellen mit kleinen Unterschieden. Manche dieser Varianten konnten in großangelegten Vergleichsstudien zum Beispiel mit bestimmten äußeren Merkmalen oder der Veranlagung für Krankheiten in Zusammenhang gebracht werden. Seit einigen Jahren interessiert sich auch die sozialwissenschaftliche Forschung für diese Art von Studien, um den Einfluss der Gene auf Verhaltensweisen zu ergründen.

Die 124 in der aktuellen Studie entdeckten Varianten betreffen laut den Analysen der Forscher Gene, die besonders im Gehirn abgelesen werden. Vor allem in Hirnregionen, die mit Entscheidungsprozessen in Verbindung stehen. Die Analyse dieser Gene deutet zudem auf eine Rolle bestimmter Neurotransmitter hin, nämlich GABA und Glutamat. Diese Neurotransmitter wurden bisher nicht mit Risikofreude in Verbindung gebracht.

Noch keine Vorhersage möglich

„Mit unserer Studie konnten wir die genetische Architektur der Risikobereitschaft bestimmen und ermitteln, an welchen Stellen sich die Neigung zu riskantem Verhalten in unserem Genom befindet“, erklärte Pietro Biroli von der Uni Zürich, einer der Studienautoren. Das bedeute allerdings nicht, dass man auf Basis der DNA einer Person sagen könne, welches Risiko sie in einer bestimmten Situation eingehen werde, betont der Forscher. Die Studie könnte aber eine Grundlage sein, um das Zusammenspiel zwischen genetischen Varianten und Umweltfaktoren genauer zu untersuchen.

science.ORF.at/APA/sda

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