Neuer Bluttest auf Brustkrebs vorgestellt

Ein neuer Bluttest soll Brustkrebs künftig besonders schonend erkennen. Er könnte bisher gängige Diagnoseverfahren wie Mammografie erweitern, teilten deutsche Forscher mit. Andere Experten zeigen sich vorsichtig.

Bei der Untersuchung werden Biomarker erkannt, die auf eine Krebserkrankung schließen lassen. Bei 500 untersuchten Brustkrebspatientinnen hat laut dem Universitätsklinikum Heidelberg der Test in 75 Prozent der Fälle die Erkrankung korrekt angezeigt.

Über 50-Jährige: Treffsicherheit von 60 Prozent

Der Bluttest basiert auf dem Prinzip der sogenannten Liquid Biopsy. Dabei können aus Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel Informationen über Erkrankungen gewonnen und eben auch Botenstoffe von Tumorzellen untersucht werden. Im Blut von Brustkrebspatientinnen konnten die Forscher demnach 15 verschiedene Biomarker identifizieren, mit deren Hilfe auch kleine Tumore nachweisbar sind.

1.500 Todesfälle pro Jahr

In Österreich wird pro Jahr bei rund 5.000 Frauen Brustkrebs diagnostiziert. Rund drei Viertel der erkrankten Frauen sind älter als 50 Jahre. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung von Frauen in Österreich. Jährlich gibt es rund 1.500 Todesfälle durch Mammakarzinome in Österreich.

In einer Studie wurden laut den Forschern in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 900 Frauen - 500 davon mit Brustkrebs - untersucht. Die Treffsicherheit des neuen Bluttests lag bei den Brustkrebspatientinnen demnach bei 75 Prozent. Bei den unter 50-Jährigen war die Quote mit 86 Prozent sogar noch höher, bei den über 50-Jährigen lag sie bei 60 Prozent. Im weiteren Verlauf der Studie soll auch der Einsatz des Tests bei weiteren Krebsarten wie Eierstockkrebs erforscht werden.

Außerdem könnte der Bluttest künftig weitere Informationen über Krebserkrankungen liefern. So soll anhand von Biomarkern auch eine Metastasenbildung oder ein Rückfall frühzeitiger erkannt werden. Die Biomarker können zudem Auskunft darüber geben, ob eine Behandlung anspricht. Die eigens gegründete Gesellschaft HeiScreen plant, den Bluttest noch in diesem Jahr in die klinische Anwendung zu bringen. Die Zertifizierung habe bereits begonnen.

Keine begutachtete Studie erschienen

Die Ergebnisse sind allerdings nur schwer einzuschätzen. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist bisher keine begutachtete Studie in einem Fachmagazin erschienen. Der DKFZ-Fachmann zu diesem Thema wollte sich nicht zu dem neuen Test äußern, da er nur spekulieren könne.

Die Direktorin der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf, Tanja Fehm, spricht von spannenden wissenschaftlichen Daten. Allerdings sei es noch viel zu früh, um den Test als Routineuntersuchung zu etablieren. Zunächst seien Tests an viel mehr Frauen nötig. Viele Fragen seien noch ungeklärt.

„Der Test soll ein Frühwarnsystem sein, um Frauen zu weiteren Untersuchungen zu überweisen“, sagte Christof Sohn von der Uniklinik Heidelberg der „Bild“-Zeitung. Der Test solle Krebs früher erkennen können und sei weniger aufwendig als bildgebende Verfahren wie etwa Mammografie.

Gefahr von Überdiagnosen

Bessere oder begleitende neue Screeningmethoden auf Mammakarzinome wie das nun vorgestellte könnten deutliche Verbesserungen bringen. Solche Programme können aber auch negative Seiten haben. „Screening soll Leben retten oder die Lebensqualität durch frühzeitige Erkennung einer Erkrankung erhöhen“, meinte etwa der Vorarlberger Gynäkologe Hans Concin vergangenes Jahr. Das sei aber nicht immer der Fall.

Vor einigen Jahren wurde in Österreich das vor allem von Gynäkologen geforderte Screeningprogramm auf Brustkrebs für Frauen mit alle zwei Jahre erfolgenden Einladungen ins Leben gerufen. Die Sache hat laut Concin aber auch eine Kehrseite: „Für ein gerettetes Menschenleben haben wir drei Frauen mit Überdiagnose. Eine Überdiagnose bedeutet, dass die Diagnose korrekt gestellt wird, aber die festgestellte Erkrankung lebenslang keine Symptome machen wird.“

Zusätzliche Untersuchungen mit invasiven Eingriffen und nicht notwendige Übertherapien sind dann zumeist die Folge. Nur in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren sei für Frauen statistisch und epidemiologisch der Nutzen der Teilnahme am Mammakarzinom-Screening-Programm wirklich belegt.

science.ORF.at/APA/AFP/dpa

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