Elternschaft verlängert Leben

Eltern haben ein geringeres Risiko, an Infekten, Krebs, Herzkrankheiten, Unfällen, Mord und Selbsttötung zu sterben, als Menschen, die keine Kinder haben, so eine neue Studie. Elternschaft wirke sogar stärker lebensverlängernd als Reichtum. Eine Ehe sei aber kontraproduktiv.

Paul Schweinzer vom am Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Klagenfurt, wertete mit einem portugiesischen Kollegen die Lebens- und Sterbedaten von 205.277 Personen aus England und Wales aus, die in Volkszählungen von 1971 bis 2011 erhoben wurden und ein Prozent der Bevölkerung umfassen (Longitudinal Study des Office for National Statistics). Bis 2011 waren 40 Prozent dieser Menschen verstorben. Die Forscher untersuchten bei ihnen mögliche statistische Zusammenhänge zwischen sozialem Status, Alter, Familienstand, Zeitpunkt und Ursache des Todes und ob sie Kinder hatten oder nicht.

„Kinder zu haben, senkt das Sterberisiko laut unseren Ergebnissen mitunter dramatisch“, erklärt Schweinzer der APA. Mütter hätten gegenüber kinderlosen Frauen ein um 72 Prozent verringertes Risiko, an Krebs zu sterben (im Durchschnitt über die Lebensspanne zwischen 50 und 90 Jahren). Für 70-jährige wäre zum Beispiel das absolute Risiko eines Krebstodes ohne Kinder 1,3 Prozent und mit Kindern 0,4 Prozent. Sie haben auch nur das halbe Sterberisiko durch Infektionskrankheiten, und ein jeweils um ein Drittel vermindertes Risiko, Herzproblemen zu erliegen oder durch Unfälle, Mord oder Selbstmord zu Tode zu kommen, berichten die Forscher.

Effekt bei Frauen stärker

Für Männer gilt ähnliches, wenngleich die Effekte nicht ganz so ausgeprägt sind: Das Sterberisiko durch Infektionskrankheiten ist bei Vätern gegenüber kinderlosen Männern um ein Drittel reduziert, bei Krebs und Herzinfarkten um rund zwei Drittel und bei Unfällen, Mord und Selbstmord um gut die Hälfte.

Die beiden Forscher konnten auch aus den Daten - das schon vorher wohlbekannte Faktum - nachvollziehen, dass reiche Leute später sterben als arme. „Für mich überraschend war aber, dass die Auswirkungen des Kinder-Habens das Sterberisiko durchwegs stärker drücken als die des Reichtums“, sagt Schweinzer. Es ist also eine bessere Investition bezüglich der Lebensdauer, Kinder zu bekommen als Geld und Güter anzuhäufen.

Ehe ist riskant

Ebenso überrascht habe ihn, dass bei Männern und Frauen gleichermaßen die Ehe die Sterberisiken teils so drastisch anhebt, wie das Kinderhaben sie senkt. So steigt die Sterbewahrscheinlichkeit durch Krebs bei Männern etwa um 70 Prozent. Auf der anderen Seite verringert das Eheleben laut der Studie die Sterberisiken für Unfälle, Mord und Selbsttötung (um ca. die Hälfte), sowie Infektionskrankheiten (um ein Viertel).

Für Infekte, aber nur für diese, hat Schweinzer eine Hypothese parat: Kleine Kinder werden ständig krank und stecken dabei auch immer wieder die Eltern an. Diese erfahren dadurch vielleicht nach ihrer eigenen Kindheit eine zweite „Durchimmunisierung“. Diese könnte sie im Alter vor Infektionskrankheiten schützen. „Unsere Studie ist aber rein statistisch und beschreibt die Auswirkungen, kann aber keine ursächlichen Zusammenhänge erfassen“, so Schweinzer. Diese müssten wohl Mediziner genauer untersuchen.

Einerseits wäre es möglich, dass das Kinderhaben direkt eine Auswirkung auf die verschiedenen Sterberisiken hat, andererseits könnten diese Unterschiede durch Änderungen in der Lebensweise entstehen, sagte er. Besonders interessant sei, dass Väter ein gegenüber dem Durchschnitt um 67 Prozent verringertes Sterberisiko für Krebs haben und verheiratete Männer ein um 70 Prozent erhöhtes. „Das zu erklären, ist glaube ich schwer“, meint der verheiratete Forscher und zweifache Vater.

science.ORF.at/APA

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