Die Geheimnisse des Altausseer Sees

Auf dem Altausseer See findet derzeit eine umfangreiche Erkundungsmission statt - eine Idee des kürzlich verstorbenen Ozeanforschers Walter Munk. Dabei wird der See vermessen, auf Mikroplastik und archäologische Stätten untersucht.

Forscherdrang muss einen nicht weit weg führen - Walter Munks letzte Expedition sollte ihn vielmehr zurück an den Ort seiner Kindheit führen. Die ausführliche Erkundung der Tiefen des Altausseer Sees im steirischen Salzkammergut war das letzte Projekt des aus Österreich stammenden, bekannten US-Ozeanforschers. Erleben konnte Munk diese letzte von ihm organisierte Forschungsfahrt in Altaussee aber nicht mehr. Er ist Anfang dieses Jahres im Alter von 101 Jahren gestorben - davor hat er aber noch in vielen Telefonaten die internationale Forschungsfahrt mitorganisiert.

Altausseer See

Barbara Daser/ORF

Altausseer See

Gedanken ausgetauscht hat er dabei zum Beispiel mit Erwin Heine von der Wiener Universität für Bodenkultur, der die Vermessungsarbeiten des Seebodens durchführt und die zweiwöchigen Arbeiten mitkoordiniert.

Forschergeist wecken

Heine versucht dabei im Sinne von Walter Munk zu arbeiten: „Ihm war es ein großes Anliegen, mehr Information über den See zu erfassen und sie den Leuten hier und vor allem der Jugend zugänglich zu machen. Es geht um Bewusstseinsbildung, was der Wert eines solchen Gewässers ist.“ Studentinnen und Studenten werden in die Arbeiten eingebunden, genauso besuchen Schulklassen aus Altaussee die Forscher bei der Erkundung. Insgesamt kommen Teams aus sieben Ländern, die den See – dessen Ökosystem, Aufbau und Geschichte - wissenschaftlich untersuchen werden.

3D-Bild des Seebodens (Altausseer See)

Boku Wien

3D-Bild des Seebodens (Altausseer See)

Alle Daten des Projekts werden öffentlich verfügbar sein, dazu gehört zuallererst das 3D-Modell des Seebeckens, für das Erwin Heine verantwortlich zeichnet. Es ist hochdetailliert, zeigt Steine, Risse und auch jede Leitung, die durch den See gelegt ist.

Erste Ergebnisse

Neben einem schon bekannten etwa 20 Meter tiefen Krater, aus dem Grundwasser in den See läuft, konnten die Vermessungsarbeiten der vergangenen Tage auch kleinere Wassereinspeisungen sichtbar machen, die man nicht gekannt hat. Die Vermessungsarbeiten werden dabei teilweise von einem autonom fahrenden kleinen Boot durchgeführt, außerdem kommt in dem 73 Meter tiefen See auch ein kanadischer Mini-Tauchroboter zum Einsatz, der Aufnahmen und Proben aus der Tiefe mitbringt.

Forschungsboot am Altausseer See

Boku Wien

Forschungsboot am Altausseer See

Aus solchen Proben sollen Forscher vom Scripps Institute in Kalifornien, an dem auch Walter Munk einst gearbeitet hat, in den nächsten Wochen Daten über die Wasserbiologie gewinnen - und vor allem will man herausfinden, ob und wieviel kleingeriebenes Mikroplastik tief im Altausseer See zu finden ist. Das soll zeigen, ob das Verschmutzungsproblem der Weltmeere auch einen idyllischen Alpensee betreffen kann. Eine detaillierte Analyse wird länger dauern, erste Ergebnisse erwartet Heine in den kommenden Wochen.

Verborgenes im ewigen See?

Ein französisches Team der Universität Aix-Marseille hingegen wird sich die Sedimentschichten ansehen und abschätzen, ob der See auch archäologisch interessant ist, dabei wird wieder Heines Ausrüstung zum Zug kommen: “Wir können ja mit unseren Echoloten sozusagen Schnitte in den Seeboden machen. Daraus können wir ablesen, wie der Aufbau der einzelnen Schichten ist und sehen die jahrhunderte-, jahrtausendelange Ablagerung von Stoffen.“

Ö1-Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag im Mittagsjournal am 23.5. um 12:00

Ob sich Gerüchte um alte Pfahlbauten, die man untersuchen will, oder gar Legenden um Schätze bewahrheiten, wird man sehen. Auf jeden Fall mit dabei ist eine mehr als 80 Jahre alte historische Flagge des elitären Explorers Club, unter der auch schon berühmte Entdecker wie Thor Heyerdahl, Roald Amundsen, und auch Ozeanforscher Walter Munk gereist sind.

Isabella Ferenci, Ö1-Wissenschaft

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