Polyester verschmutzt die Meere

Polyester gehört zu den beliebtesten Materialien der Modeindustrie. Für die Umwelt scheint die Kunstfaser jedoch problematisch zu sein, wie eine Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace zeigt. Denn die Fasern landen als Mikroplastik im Ozean.

Ob als Sommerkleid oder als dicke Fleecejacke - aus Polyester lassen sich unterschiedlichste Stoffarten und Produkte fertigen. Außerdem ist die Kunstfaser günstig, was das Material gerade für große Modeketten attraktiv macht. 60 Prozent der Kleidung bestehen heute zum Teil oder ganz aus Polyester. 2010 wurden weltweit rund 40 Millionen Tonnen Polyester hergestellt, bis zum Jahr 2030 dürfte die Produktion auf das Doppelte steigen.

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Über das Thema berichten auch die Ö1-Journale am 12.6. um 7.00 Uhr.

Die Dokumentation „Faire Mode statt Fast Fashion – Kleidung als Gewissensfrage“ läuft am 19.6. um 20.15 Uhr in 3sat.

Fasern werden zu Mikroplastik

Greenpeace hat die große Nachfrage zum Anlass genommen, die Kunstfaser genauer zu beleuchten. Im Rahmen der Initiative „Mutter Erde“, hat die Umweltorganisation Polyesterblusen von großen Textilkonzernen gemeinsam mit dem Umweltbundesamt getestet. Insgesamt 24 Blusen aus 100 Prozent Polyester haben die Tester bei bekannten Billigmarken gekauft und sie mit einer handelsüblichen Waschmaschine Schonwaschgang bei 30 bis 40 Grad Celsius gewaschen.

Das Abwasser wurde im Labor aufgefangen und seine Bestandteile analysiert. Denn Kleidung fasere immer beim Waschen, sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace Österreich. Das beobachte man bei Baumwolle oder Viskose genauso wie bei Polyester. „Das große Problem bei Polyesterkleidung ist allerdings, dass diese Fasern im Grunde reines Mikroplastik sind“, so Kaller.

126 Tonnen Plastikpartikel pro Jahr

Bei Mikroplastik handelt es sich um sehr kleine Partikel, die mit freiem Auge meist nicht sichtbar sind. Über das Abwasser gelangen sie in Flüsse und Ozeane, wo Fische und andere Tiere damit in Kontakt kommen. Mikroplastik entsteht etwa durch Reifenabrieb, durch Plastikmüll, der vom Strand ins Meer gespült wird oder eben durch Polyesterkleidung, die beim Waschen Fasern verliert.

Auch die getesteten Blusen haben Fasern verloren: Im Schnitt landeten pro Kilo Wäsche 68 Milligramm Plastik-Partikel im Wasser. Hochgerechnet auf alle österreichischen Haushalte seien das pro Jahr 126 Tonnen reines Mikroplastik, das über die Waschmaschine im Abwasser landet. „Das entspricht der Menge von etwa vier Millionen PET-Flaschen“, erläutert Kaller.

Binnenland verseucht Ozean

Von den Kläranlagen könne nur ein Teil der Partikel herausgefiltert werden, der Rest gelange über das Abwasser in die Umwelt, heißt es in der Greenpeace-Untersuchung. Die Partikel sind zu klein für die Filter. „Das heißt, dass unser Konsum hier im Binnenland Österreich direkt mit der Plastikbelastung der Meere zu tun hat“, so Kaller weiter.

Das hat auch Auswirkungen für den Menschen, denn spätestens im Meer gelangt das Mikroplastik in den Nahrungskreislauf. Eine Pilotstudie der Medizinischen Universität Wien und des Umweltbundesamts aus dem vergangenen Jahr (science.ORF.at hat darüber berichtet), konnte Mikroplastikpartikel in menschlichem Stuhl nachweisen. „Im Endeffekt landet unser Fleecepullover wieder auf unserem Teller“, sagt Kaller.

Umweltbilanz insgesamt schlecht

Die Umweltbilanz von Polyester, das aus nicht erneuerbarem Erdöl produziert wird, ist insgesamt schlecht. Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology, MIT, haben berechnet, dass die globale Polyesterproduktion doppelt so hohe Treibhausgasemissionen verursacht wie die Baumwollproduktion, die wegen des hohen Bewässerungsaufwands und Pestizideinsatzes selbst als Umweltproblem gilt.

Recyceltes Polyester zu verwenden, sei allerdings auch keine Lösung, argumentiert Greenpeace. „Wir haben auch eine Bluse mit recyceltem Polyester gewaschen, die hat im Verhältnis sehr viel gefasert“, sagt Kaller. Greenpeace empfiehlt daher, wann immer es möglich ist, auf Kleidungsstücke aus Polyester zu verzichten und stattdessen zu Naturfasern wie Baumwolle oder Viskose zu greifen.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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