Ökobilanz des Plastiksackerlverbots

Jedes Jahr landen Mio. Tonnen Plastik im Meer und später als Kleinstpartikel in der Nahrung. Ein Gegenmittel ist das Verbot von Plastiksackerln. Was in Österreich ab 2020 gilt, gibt es in Kalifornien bereits seit 2014. Eine neue Studie zieht nun die Ökobilanz.

Rund 18.000 Tonnen weniger Plastiksackerln pro Jahr: Nachdem Kalifornien sie aus den Super- und Drogeriemärkten verbannt hatte, wurden deutlich weniger Einwegbeutel genutzt. Ziel demnach erreicht. Allerdings wichen die Konsumenten und Konsumentinnen auf andere Taschen und Beutel aus, um ihre Einkäufe zu transportieren, das zeigt die Studie von Rebecca Taylor von der Universität Sydney.

Die Studie

„Bag leakage: The effect of disposable carryout bag regulations on unregulated bags“, Journal of Environmental Economics and Management

Ö1-Sendungshinweis

Über das Thema berichteten auch die Ö1-Journale, 9.8., 12:00 Uhr.

Demnach wurden im selben Jahr 652 Millionen mehr Papiersackerln genutzt als normalerweise, und die Menschen kauften wesentlich mehr Müllbeutel aus Plastik. Vor dem Verbot wurden nämlich sogenannte Einwegsackerln für Obst und kleinere Einkäufe gerne noch als Müllsack verwendet, heißt es in der Studie. Das alles relativiert die positive Bilanz des Plastiksackerlverbots. Wenngleich in Summe nach 2014 weniger Plastikbeutel genutzt wurden als zuvor, erklärt Sebastian Gollnow, Umweltwissenschaftler an der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Er hat sich die Studie für science.ORF.at angesehen. „Unterm Strich wurde eben trotzdem weniger Plastik verkauft. Aber nicht 100 Prozent weniger, sondern nur 70 Prozent weniger, weil eben mehr Müllbeutel verkauft wurden.“

Ein Mann geht mit zwei Plastiksackerln in der Hand

AP

Plastiksackerlträger vor dem Amtssitz des kalifornischen Gouverneurs 2014

Umweltbilanz Papier, Plastik, Baumwolle

Welche Konsequenzen es für die Umwelt hat, dass mehr Papier- und Müllsackerln gekauft wurden, ist nicht eindeutig und wurde in der Studie nicht eigens berechnet. Um das beantworten zu können, müsste man wissen, wie viel CO2 beispielsweise bei der Herstellung von Plastikbeuteln ausgestoßen wird oder wie viel Wasser etwa für Papiersäcke gebraucht wird. Zudem kommt es darauf an, wie oft ein Sack verwendet wird, erklärt Gollnow, der solche Ökobilanzen an der Boku durchführt.

Betrachtet man demnach nur die CO2-Emissionen und geht davon aus, dass das dünne Plastiksackerl und der Papierbeutel nur einmal verwendet werden, sind beide ungefähr gleich gut bzw. schlecht. Das geht zumindest aus einer Untersuchung von der Dänischen Umweltschutzagentur hervor. Diese hat eine Ökobilanz für verschiedene Sackerltypen erstellt. „Wenn ich aber den Polyethylensack mehrfach verwende, ist es natürlich besser als der Papierbeutel", sagt Gollnow.

Besonders schlecht in diesem Vergleich schneiden Baumwolltaschen ab. Um in Sachen CO2-Fußabdruck mit den dünnen Plastiksackerln mithalten zu können, muss man es gut 150 Mal verwenden, so Gollnow. „Beim Wasserfußabdruck müsste man den Baumwollbeutel über 7.000 Mal verwenden, um auf den gleichen Wert zu kommen wie das Plastiksackerl.“ Das kommt daher, dass beim Anbau von Baumwolle viel Wasser gebraucht wird.

Plastiksackerln in einem  Mistkübel

APA/Helmut Fohringer

Mikroplastik nicht in Ökobilanzierung

Zwar werden Aspekte wie Luftverschmutzung, Wasserverbrauch und Energie in die Ökobilanz von Säcken miteingerechnet, was damit passiert, wenn sie in Flüsse und in Böden gelangen, ist hingegen nicht Teil der Bilanz. Das müsste man aber auch berücksichtigen, so Gollnow. „Weil natürlich eine Papiertüte, die in der Umwelt landet, sich schneller zersetzt, als Plastik, das sich vielleicht gar nicht zersetzt.“

Man kann also nicht pauschal sagen, dass das eine besser ist als das andere: Es kommt immer darauf an, wie oft man die jeweiligen Sackerln verwendet und wie man sogenannte Einwegbeutel letztlich entsorgt. Solche Aspekte seien jedenfalls zu bedenken, bevor man ein Verbot für Plastiksackerln ausruft, so Gollnow. „Es ist wichtig, zu überprüfen, ob dann durch das Verbot andere Effekte entstehen, die den Effekt des Verbots wieder ganz oder teilweise ausgleichen.“

Ruth Hutsteiner, Ö1-Wissenschaft

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