Wie der Klimawandel die Gesundheit gefährdet

Der Klimawandel gilt gemeinhin als Umweltproblem – dass er auch die Gesundheit der Menschen gefährden könnte, wird oft übersehen: Mit der Temperatur steigt nämlich auch die Zahl der Infektionen, Allergien und Antibiotikaresistenzen.

Ende Juni: Infolge der Hitze mit bis zu 45 Grad Celsius sterben in Europa fünf Menschen an einem Hitzschlag. Mitte August: 23 Menschen in Japan sterben laut Behörden infolge der extremen Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit. Für Österreich geht man für das Jahr 2018 von 766 Todesfällen aus, die in Zusammenhang mit großer Hitze stehen – und das ist aus gesundheitlicher Sicht nicht die einzige Folge, die Klimakrise führt auch zu anderen Gesundheitsrisken.

Mehr Resistenzen in warmen Regionen

Eher neu ist etwa die These, dass Antibiotika-Resistenzen mit steigenden Temperaturen zunehmen, das legen zumindest Statistiken aus den USA nahe. Warum das so ist, sei unklar, sagte die Ökologin Veronika Huber von der spanischen Universität Pablo de Olavide beim Europäischen Forum Alpbach. „Nachdem Bakterien bei höheren Temperaturen schneller wachsen, wäre es möglich, dass auch Übertragungen von Resistenzen schneller stattfinden können.“

Ökologin Veronika Huber

ORF/Daser

Veronika Huber

Die Wissenschaft warnt immer wieder, dass sich infolge des Klimawandels Krankheitserreger ausbreiten können. Tropische Stechmücken finden dann auch in Mitteleuropa Lebensbedingungen vor, die ihnen zupasskommen. Asiatische Tigermücke oder japanische Buschmücke können Viren übertragen, die bisher aus den Tropen bekannt waren: Gelbfieber, Dengue, West Nil-Virus. In Spanien wurde heuer erstmals eine Übertragung von Chikungunya-Fieber gemeldet. Aus Österreich, das ist die gute Nachricht, kennt man bislang keine Fälle.

Darüber hinaus scheint der Klimawandel auch Allergien zu fördern. Das sich immer stärker ausbreitende Ragweed ist da nur ein Beispiel, denn die Blühdauer, der Zeitpunkt und die Länge der Pollensaison können sich auch bei anderen Pflanzen durch die steigenden Temperaturen verschieben.

Phänomen „Umwelttrauer“

Wie Huber betont, gebe es zudem statistische Hinweise, dass die Klimakrise die psychische Gesundheit beeinflusst: In den USA wurden demnach etwa mehr Selbstmorde bei höheren Temperaturen registriert. Und: „Laut Studien kommt es nach Extremereignissen wie Überflutungen, Stürmen und Feuer - wo also Menschen ihr Hab und Gut verlieren - zu posttraumatischen Belastungsstörungen.“

Auch Sorge um die Zukunft kann der Gesundheit, der Psyche zusetzen. „Umwelttrauer“ heißt dieses Phänomen, das bei den Inuit untersucht wurde: Diese Ethnie, so Huber, sei besonders stark vom Klimawandel betroffen. „Da hat man festgestellt, dass Angst, Depression und Verlustängste verstärkt auftreten - aus Sorge um die Zukunft.“

Gesundheitssysteme in Mitteleuropa sollten vom Süden lernen, meint die in Spanien tätige Ökologin - angesprochen auf öffentlich zugängliche, gekühlte Räume (sogenannte cooling center) befürwortet sie diese und ergänzt, dass Sozialarbeiter und Hausärztinnen bei älteren Menschen aktiv bei großer Hitze nach dem Rechten sehen oder anrufen sollten und dass Städte mehr Plätze und Straßen beschatten und begrünen müssten.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft

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