Schwarzes Loch verschluckt Neutronenstern

Forscher haben erstmals beobachtet, wie ein Neutronenstern in ein Schwarzes Loch fällt. Das Ergebnis ist überraschend: Der Stern wird dabei nicht zerrissen – sondern im Ganzen verschluckt.

Die Gravitationswellen-Observatorien Ligo in den USA und Virgo in Italien haben am 14. August Signale von dem Ereignis aufgefangen, wie die Australische Nationaluniversität (ANU) in Canberra mitteilte. Damit seien nun alle drei Typen von Ereignissen auf der „Wunschliste“ der Gravitationswellen-Forscher beobachtet worden: die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher, die Kollision zweier Neutronensterne und - wie nun zu zeigen war - die Einverleibung eines Neutronensterns durch ein Schwarzes Loch.

“Wie bei Pac-Man“

„Vor rund 900 Millionen Jahren hat dieses Schwarze Loch einen sehr dichten Stern, einen sogenannten Neutronenstern, gefressen wie Pac-Man – und möglicherweise den Stern auf der Stelle ausgelöscht“, sagt Studienautorin Susan Scott.

Zur Erläuterung für jene, die mit Pac-Man nicht vertraut sind: In dem Videospiel-Klassiker wandert eine runde Figur durch ein Labyrinth und vertilgt Punkte. Wie die Punkte von Pac-Man sei auch der Neutronenstern vermutlich zur Gänze von dem Schwarzen Loch verschluckt und nicht, wie man es erwarten würde, vorher zerrissen worden, betont Scott. Ein zerreißender Stern sollte Licht oder andere Strahlung aussenden, während er in das Schwarze Loch strudelt.

Illustration: Schwarzes Loch verschluckt Stern

NASA/JPL-Caltech

Illustration: Stern verschwindet in Schwarzem Loch

Neutronensterne sind die extrem dichten „Leichen“ ausgebrannter Sonnen. Ein Teelöffel Neutronensternmaterie wiegt rund eine Milliarde Tonnen. Offiziell gilt das Ereignis allerdings nur als Kandidat für eine Neutronenstern-Verschmelzung mit einem Schwarzen Loch. Die Forscherinnen und Forscher schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um so ein Ereignis handelt, momentan auf 99,8 Prozent.

Eine „fantastische“ Alternative

„Wissenschaftler haben noch nie ein Schwarzes Loch kleiner als fünf Sonnenmassen entdeckt oder einen Neutronenstern mit mehr als 2,5 Mal der Masse unserer Sonne“, erläuterte Scott. „Aufgrund dieser Erfahrung sind wir sehr sicher, dass wir gerade ein Schwarzes Loch ausfindig gemacht haben, das einen Neutronenstern verschlingt.“

Die genauen Massen der beobachteten Objekte würden allerdings noch bestimmt. „Es existiert die kleine, aber faszinierende Möglichkeit, dass es sich bei dem verschlungenen Objekt um ein sehr leichtes Schwarzes Loch handelt – viel leichter als jedes andere Schwarze Loch, das wir im Universum kennen“, betonte Scott. „Das wäre ein fantastischer Trostpreis.“

science.ORF.at/dpa

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