Wenige Weibchen bei ausgestopften Tieren

In den naturkundlichen Sammlungen sind Weibchen bei ausgestopften Tieren unterrepräsentiert. Laut Forschern lässt sich das Ungleichgewicht nicht nur mit der größeren Farbenpracht männlicher Vögel sowie beeindruckenden Hörnern, Geweihen und Stoßzähnen erklären.

„Wir hatten schon vermutet, dass wir eine gewisse Bevorzugung von Männchen feststellen würden“, sagt Natalie Cooper vom Museum für Naturgeschichte in London. „Denn Wissenschaft wird von Menschen gemacht - und Menschen bringen eine tief verwurzelte Bevorzugung männlicher Wesen mit.“ Die in den „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlichte Studie zeigt, dass sich das überproportionale Sammeln männlicher Tiere im Verlauf der Zeit nicht änderte - und es dabei keine Unterschiede gibt zwischen Sammlungen aus dem 19. Jahrhundert und den jüngeren.

Ausgestopfter Wolf

Fredrik von Erichsen/dpa

Ausgestopfter Wolf

Die Auswertung von fast 2,5 Millionen Exponaten aus großen Naturkundemuseen in London, Paris, New York, Washington und Chicago ergab, dass nur 40 Prozent der Vögel weiblich waren. Besonders niedrig fielen aber die Anteile bei einigen Spatzen (knapp zehn Prozent), den schwarzen Fliegenschnäppern (11,5 Prozent), bei Fledermäusen (knapp zehn Prozent), Schafen und Wieseln (je 24 Prozent) aus. Bei den Paarhufern waren es weniger als 40 Prozent, obwohl dort die Weibchen in der freien Wildbahn eindeutig die Mehrheit bilden.

„Wenn die Weibchen übersehen werden, erhalten wir kein vollständiges Bild des Lebens“, so Cooper. Dies sei aber unter anderem wichtig, um Voraussagen darüber zu treffen, wie sich die Körpergröße von Tieren im Zuge des Klimawandels verändern wird. In Zukunft müssten sich die Museums-Verantwortlichen der tradierten Stereotypen bewusst werden und ihre Sammlungen ausgewogen gestalten, fordern die Autoren der Studie. Das werde die Glaubwürdigkeit der Forschung und das Wissen um die Biodiversität erhöhen.

science.ORF.at/APA/AFP

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