Mit der Einbürgerung steigt das Gehalt

Als ordentlicher Staatsbürger hat man nicht nur mehr Rechte, man verdient langfristig auch deutlich mehr. Das ergab zumindest ein Vergleich von Menschen, die in die Schweiz eingebürgert wurden - oder ganz knapp daran scheiterten.

Wenn Einwanderer die Staatsbürgerschaft erhalten, ist das für viele der Höhe- bzw. Endpunkt einer gelungenen Integration, es könnte aber auch die Voraussetzung für eine solche sein. Darüber gehen die Meinungen auseinander - je nachdem, ob man einer eher liberaleren oder einer restriktiven Zuwanderungspolitik anhängt. In den allermeisten westlichen Ländern muss man sich die offizielle Staatszugehörigkeit heute jedenfalls erst verdienen.

Wer einen Antrag stellen will, muss unter anderem Sprachkenntnisse sowie grundlegendes Wissen über das Land und seine Gepflogenheit nachweisen, ein Einkommen besitzen, straffrei sein und schon einige Jahre im Land leben, in vielen Staaten – so auch in Österreich – ist es mindestens ein Jahrzehnt (Allgemeine Einbürgerungsvoraussetzungen).

Geheime Abstimmung

In der Regel entscheidet eine Behörde darüber, ob dem Antrag stattgegeben wird, nicht so in der Schweiz: Die Entscheidung über ein Einbürgerungsgesuch erfolgt dort auf mehreren Ebenen. Auch bei den Eidgenossen gibt es allgemeine Vorbedingungen, die eine Antragstellerin oder ein Antragsteller erfüllen muss. Die prüft der Bund. Aber dann ist der Kanton und die Gemeinde zuständig.

Die Verfahren sind recht unterschiedlich und reichen von standardisierten Einbürgerungstests bis zu informellen Gesprächen. Letztlich entscheidet die Gemeinde über jedes Gesuch. Bis 2003 geschah das in immerhin 46 Gemeinden in Form einer geheimen Abstimmung. Nach einer Klage von abgewiesenen Ausländern hat das Schweizer Bundesgericht diese Praxis beendet. Die Entscheidungen müssen seit damals faktisch begründet werden und dürfen nicht völlig willkürlich und geheim erfolgen.

In manchen Schweizer Gemeinden (wie hier in Gipf-Oberfrick) dürfen immer noch alle Gemeindemitglieder mitreden, wenn es um die Einbürgerung geht

STEFAN WERMUTH / AFP

In manchen Schweizer Gemeinden (wie hier in Gipf-Oberfrick) dürfen immer noch alle Gemeindemitglieder mitreden, wenn es um die Einbürgerung geht. Der Fall der gebürtigen Holländerin Nancy Holten, deren Einbürgerung zuerst zweimal abgelehnt wurde, ging durch die Medien. Hier zeigt sie ihre Schweizer Identitätskarte.

Genau solche mehr oder weniger willkürlichen Einbürgerungen von 1970 bis 2003 haben die Forscher um Jens Hainmüller von der Stanford University für ihre Studie nun herangezogen; vor allem jene Urteile, bei denen letztlich einzelne Stimmen ausschlaggebend waren, ob jemand Staatsbürgerin bzw. –bürger wurde oder eben nicht. Der Erfolg eines Antrags war laut den Studienautoren mitunter eine reine Glücksfrage, womöglich lag es nur am guten Wetter. Die geglückten und gescheiterten Einbürgerungsgesuche wurden dann mit Pensionsabgaben der Schweizerischen Ausgleichskassen korreliert. Anhand der Einzahlungen lässt sich das Einkommen ausrechnen.

Deutlicher Anstieg

Vor der Einbürgerung gab es dabei kaum Unterschiede zwischen den später Eingebürgerten und den Abgewiesenen. Alle waren ja schon länger im Land und gingen einer geregelten Arbeit nach; sonst hätten sie gar keinen Antrag stellen können.

Aber in den 15 Jahren nach der Entscheidung gingen die Einkommen der ordentlichen Staatsbürgerinnen und -bürger deutlich nach oben, während es beim Rest ungefähr gleich blieb. Der Unterschied betrug laut den Forschern am Ende 13,5 Prozent. Pro Jahr verdienten die Eingebürgerten (je nach Berechnungsmethode) im Durchschnitt zwischen 4.400 und 5.600 Franken (ca. zwischen 4.000 und 5.100 Euro) mehr. Frühere Studien aus den USA oder Deutschland hätten ebenfalls deutliche Gehaltszunahmen ergeben.

Einbürgerung zahlt sich aus

Was aber ist der Grund für den wirtschaftlichen Aufstieg? Zumindest in der Schweiz haben die Bewohner auch ohne Staatsbürgerschaft zumindest theoretisch dieselben Möglichkeiten. Das Team um Hainmüller vermutet, dass dahinter dennoch eine Form der Diskriminierung steckt. Das legt auch eine weitere Detailauswertung der Daten nahe. Denn finanziell am meisten profitiert haben die im Untersuchungszeitraum am meisten ausgegrenzten Gruppen, Einwanderer aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien. Ihr durchschnittliches Jahresgehalt sei in den 15 Jahren um mehr als 10.000 Franken (ca. 9.100 Euro) gestiegen. Ebenfalls unter den klaren Gewinnern waren Personen mit geringer qualifizierten Jobs und sehr niedrigem Einkommen.

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass sich Einbürgerung wirtschaftlich auszahlen kann, schreiben die Autoren. Nicht nur für die Eingebürgerten selbst, sondern auch der Staat hat etwas davon. Denn durch die höheren Einkommen fließe mehr Geld in der Form von Steuern in die Staatskassa, gleichzeitig muss dieser weniger für soziale Zuschüsse ausgeben.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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