Bewegte Zeiten auf „Tschuri“
Vergangenen September ging die Reise der Raumsonde „Rosetta“ mit einer geplanten Bruchlandung auf dem Komet 67P/Tschurjomov-Gerasimenko zu Ende. Der Komet wird die an der Mission beteiligten Forscherteams aber noch lange beschäftigen: Haufenweise Daten gilt es noch im Detail zu studieren.
Die Studien
„The pristine interior of comet 67P revealed by the combined Aswan outburst and cliff collapse“, Nature Astronomy, 21.3.2017
„Surface changes on comet 67P/Churyumov-Gerasimenko suggest a more active past“, Science, 21.3.2017
Ein internationales Team hat die Daten des Kamerasystems OSIRIS an Bord der Sonde ausgewertet, das die Oberfläche des Kometen von Dezember 2014 bis Juni 2016 wiederholt in hoher Auflösung abgebildet hat. Zwei Fachpublikationen berichten nun von den zahlreichen Veränderungen, die „Tschuris“ Äußeres unter Rosettas wachsamem Auge durchlaufen hat.
Staubwolken durch Erdrutsch
Besonders spektakulär waren beispielsweise Ausbrüche, die sich plötzlich als große Staubwolken von seiner Oberfläche erhoben. Dank „Vorher-Nachher“ Bildsequenzen konnten die Forschenden nun beweisen, dass ein solcher Ausbruch im Juli 2015 durch einen Hangrutsch ausgelöst wurde. Beim Ausbruch sei das hell scheinende Wassereis unter der Kometenoberfläche zum Vorschein gekommen, berichten die Forscher im Fachblatt „Nature Astronomy“.
Video: Aufnahmen aus dem Juli 2015
Zwar wurde bereits vermutet, dass Gesteinsrutsche solche Kometenausbrüche auslösen. Es gab laut den Forschern jedoch bisher keinen Beweis für den direkten Zusammenhang.
Rasante Veränderungen
Im Fachjournal „Science“ berichtet zeitgleich ein internationales Team von Verwitterung und Erosion, dem Abstürzen von Klippen und anderen rasanten Veränderungen, während „Tschuri“ sich auf den sonnennächsten Punkt (Perihelion) seiner Umlaufbahn zu und nachher wieder davon weg bewegte.
Steilhänge hätten sich nahe dem Perihelion an einer Stelle fast fünfeinhalb Meter pro Tag zurückgezogen. Andernorts entstanden während drei Monaten wellenartige Strukturen von rund 100 Metern Durchmesser, verschwanden wieder und bildeten sich neu.
ESA/Rosetta/NavCam – CC BY-SA IGO 3.0.
Diese Beobachtungen helfen den Forschenden, abzuschätzen, wie schnell und wie stark sich „Tschuris“ Oberfläche verändert. Daraus können sie beispielsweise schließen, dass die größeren Formationen der Kometenlandschaft schon seit vielen Sonnenumläufen existieren. Es ist ein weiteres Puzzlestück, um die Geschichte von Kometen wie „Tschuri“ zu rekonstruieren.
In der Vergangenheit hatten Forscher bereits berichtet, dass der Komet Edelgase und Schlüsselmoleküle für die Entstehung von Leben enthält. Die Rolle, die Kometen wie „Tschuri“ bei der Entstehung des Lebens auf der Erde spielten, ist eine der großen Fragen der „Rosetta“-Mission.
science.ORF.at/APA/sda