Wird es in der Sahelzone bald viel mehr regnen?
Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sehen einen Mechanismus, der jenseits eines Plus von 1,5 bis 2 Grad Celsius einsetzen kann – direkt an der im Pariser UNO-Abkommen geforderten Obergrenze für den weltweiten Temperaturanstieg.
“Erstmal eine gute Nachricht“
„Mehr Regen in einer trockenen Region, das ist erstmal eine gute Nachricht“, sagt Leitautor Jacob Schewe vom PIK in einer Aussendung. „Wenn wir mit den Treibhausgasen aus dem Verfeuern fossiler Brennstoffe das Klima verändern, kann das viele Dinge durcheinander wirbeln.
Studie
“Non-linear intensification of Sahel rainfall as a possible dynamic response to future warming", Earth System Dynamics, 5. 7. 2017
Risiken für Ernten nehmen vielerorts zu, gefährliche Wetterextreme sind weltweit auf dem Vormarsch – aber für die trockene Sahelzone scheint die Chance zu bestehen, dass eine weitere Erwärmung tatsächlich die für Bauern und Viehhalter verfügbare Wassermenge zunehmen lässt.“
„Nähert sich die Temperatur einmal dem Schwellenwert, so können sich die Regenfälle innerhalb nur weniger Jahre komplett verändern“, ergänzt Ko-Autor Anders Levermann, ebenfalls vom PIK.
“Nasse“ Simulationen genauer untersucht
Dutzende früherer Computersimulationen zeigten für den Fall eines ungebremsten Klimawandels einen im Durchschnitt eher schwachen Trend hin zu mehr Niederschlag in der Sahelzone.
Die PIK-Forscher haben nun aber jene Simulationen genauer untersucht, die den größten Zuwachs an Regen zeigen, nämlich zwischen 40 und 300 Prozent, während andere Simulationen nur eine geringe Zunahme oder sogar Abnahme nahelegen. Sie entdeckten, dass in den „nassen“ Simulationen mit der Erwärmung der Afrika umgebenden Ozeane der Regen im Sahel plötzlich und stark zunimmt.
Die Wissenschaftler hatten hinter diesen plötzlichen Veränderungen der Regenfälle einen sich selbst verstärkenden Mechanismus aufgespürt. Wenn die Oberflächentemperatur des Ozeans zunimmt, verdunstet mehr Wasser. Die feuchte Luft driftet auf das Land zu, wo das Wasser abregnet. Wenn aber Wasserdampf zu Regen wird, entsteht Wärme.
Diese Wärme verstärkt den Temperaturunterschied zwischen denn generell kühleren Meeren und den wärmeren Landmassen, wodurch wiederum mehr feuchte Winde ins Innere des Kontinents gesogen werden. Dies führt zu mehr Regen, und so weiter.
Schwellenwert muss überschritten werden
„Die Temperaturen müssen über einen bestimmten Punkt steigen, um diesen Prozess zu starten“, erklärt Schewe. „Der Schwellenwert für diesen ‚Sahel-Monsun‘ erweist sich in den verschiedenen Computersimulationen als bemerkenswert ähnlich. Es scheint ein robustes Ergebnis zu sein.“
Regionen wie die zentralen Teile Malis, des Niger und des Tschad – die im Grunde Teil der Sahara sind – könnten deshalb so viel Regen abbekommen wie heute das zentrale Nigeria oder der Norden Kameruns, wo ein tropisches Klima mit üppigem Pflanzenwuchs herrscht.
science.ORF.at