Mit Yoga gegen Depressionen

Yoga liegt derzeit im Trend, auch in der Wissenschaft. Gleich mehrere neue Studien haben die Wirkung von regelmäßigem Training bei Depressionen untersucht. Yoga könne die Symptome lindern, Ersatz für eine Therapie sei es aber nicht.

Schätzungen zufolge betreiben heute mehr als 250 Millionen Menschen weltweit regelmäßig Yoga. Dass die traditionellen indischen Körperübungen in den verschiedensten Varianten heute so beliebt sind, könnte tatsächlich gesundheitliche Gründe haben. Die regelmäßige Yoga-Praxis lindert depressive Symptome - so das Ergebnis fünf aktueller Studien, die dieser Tage bei der Jahrestagung der American Psychological Association präsentiert wurden.

Verbesserung bereits nach acht Wochen

In einem medizinischen Zentrum in San Francisco wurde beispielsweise der Zustand von 23 männlichen Veteranen über acht Wochen hinweg untersucht. Die Männer und Frauen besuchten zwei Hatha-Yogakurse in der Woche. Die depressiven Symptome waren nach acht Wochen merklich reduziert. Und bei den Veteranen waren die Yoga-Kurse sehr beliebt.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 4.8., 13:55 Uhr.

Eine niederländische Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Nina Vollbehr vom Zentrum für Integrative Psychiatrie in den Niederlanden hat in einer Studie die Wirkung regelmäßiger Yoga-Übungen bei chronischen Depressionen untersucht. Die zwölf Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer litten im Durchschnitt bereits seit elf Jahren an der Krankheit. Für die Untersuchung praktizierten sie einmal in der Woche zweieinhalb Stunden Yoga über einen Zeitraum von zwei Monaten. Das Ergebnis: Angstgefühle, Stress und depressive Symptome nahmen in dieser Zeit merklich ab.

Yoga besser als Entspannung

In einer zweiten Studie aus den Niederlanden untersuchte Nina Vollbehr die Wirkung von Yoga bei leichten depressiven Verstimmungen. Dafür wurden 74 Studierende in zwei Gruppen geteilt: Die einen erhielten eine 30 Minuten lange Einführung in klassische Yoga-Übungen. Den anderen wurde eine Entspannungstechnik gezeigt. Beide Gruppen sollten diese Übungen, einem Anleitungsvideo folgend, täglich, acht Tage lang, wiederholen.

Untersuchungen, die unmittelbar nach der Therapie stattgefunden haben, zeigten keinen Unterschied zwischen den beiden Ansätzen. Die Entspannungstechnik und die Yoga-Übungen milderten beide die depressiven Symptome. Doch eine weitere Untersuchung zwei Monate später zeigte wesentlich bessere Ergebnisse für die Yoga-Gruppe, was Depressionen, Angst und Stress anbelangt.

Auch schweißtreibende Übungen helfen

Zwei weitere Studien aus den USA untersuchten die Wirkung von Bikram-Yoga auf die psychische Verfassung. Bei dieser Variante wird der Übungsraum auf 35 bis 40 Grad Celsius aufgeheizt. Sarah Shallit von der Alliant Universität in San Francisco rekrutierte für ihre Studie 52 Frauen im Alter von 25 bis 45 Jahren. Die eine Hälfte praktizierte zwei Mal in der Woche das heiße Yoga. Die anderen kamen auf die „Warteliste“ und fungierten als Kontrollgruppe.

Nach acht Wochen wurden die beiden Gruppen untersucht und verglichen: Auch hier zeigte sich, dass die Yoga-Gruppe deutliche abgeschwächte Symptome hatte. Ähnliche Ergebnisse lieferte eine Pilotstudie des Massachusetts General Hospital. Wer mindestens zweimal in der Woche „heißes“ Yoga praktizierte, profitierte deutlich. Hier zeigte sich außerdem: Je häufiger die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Yogakurse besuchten, desto schwächer waren ihre depressiven Symptome am Ende der Studienzeit.

Keine Therapie, nur eine Ergänzung

Heilungspotenzial sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Yoga allerdings noch nicht. Es handle sich um erste Ergebnisse und Hinweise, weitere Studien seien auf jeden Fall notwendig. „Zu diesem Zeitpunkt können wir Yoga nur als komplementären Ansatz empfehlen, als ergänzende Behandlung zu einer klassischen Therapie“, betont etwa Lindsey Hopkins, eine der Studienautorinnen. Denn Allheilmittel sei Yoga keines. Die Meditations- und Körperübungen hätten aber hohes gesundheitliches Potential, so die Wissenschaftler.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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