Analytisch in der Früh, emotional am Abend
Wenn US-Präsident Donald Trump schon in der Früh seinen Gemütszustand hinaustwittert, dann scheint er damit eher alleine zu sein. Denn laut einer Studie von Nello Cristianini, Experte für Künstliche Intelligenz an der Universität Bristol, geht es in der Früh auf Twitter noch eher distanziert zu.
Studie
”Diurnal variations of psychometric indicators in Twitter content”, PLOS One, 20.6.2018
Cristianinis Team wertete anonymisierte Twitternachrichten aus 54 großen britischen Städten über vier Jahre aus. Sie sortierten sie nach 73 Indikatoren, die mit bestimmten Denkstilen in Verbindung gebracht werden.
Klar am Tag, düster in der Nacht
Demnach ist zwischen fünf und sechs Uhr morgens der höchste Anteil von Worten zu finden, die in früheren Studien mit logischem Denken, Intelligenz und Bildung in Zusammenhang gebracht wurden, berichten die Forscher. Auch sprachliche Indikatoren für Leistung und Macht spielen um diese Zeit eine größere Rolle.
Abends und in der Nacht hingegen wandelt sich der Sprachstil - wird emotionaler und impulsiver, oft auch sozialer. Zwischen drei und vier Uhr werden die meisten existenziellen Gedanken und die wenigsten positiven Emotionen ausgedrückt.
Passt zur inneren Uhr
Insgesamt zeige die Studie, dass die Sprache sich im Tageszyklus stark und durchaus vorhersehbar wandele, betonen die Autoren - dies passe auch zu Unterschieden in den neuronalen Aktivitäten, im Stoffwechsel und im Hormonspiegel. „Tag-Nacht-Rhythmen sind Bestandteil der meisten Systeme im menschlichen Körper“, betont Ko-Autor Stafford Lightman mit Blick auf die innere Uhr des Menschen.
Cristianini ergänzt: „Die Analyse von Medieninhalten kann uns, wenn sie richtig durchgeführt wird, wertvolle Informationen sowohl für die Sozial- als auch die Biowissenschaften liefern. Wir versuchen noch zu lernen, wie wir das am besten nutzen.“
science.ORF.at/dpa