Forscherinnen warnen vor neuen „Selfie-Krankheiten“
Patienten würden immer öfter zur plastischen Chirurgie greifen, um so auszusehen wie Snapchat- oder Instagram-Bilder. Mit Hilfe von Filtern und Fotobearbeitungsprogrammen lassen sich diese Aufnahmen sehr einfach perfektionieren: Die Haut scheint glatter, die Augen größer und die Lippen voller. „Bei der ‚Snapchat Dysmorphie‘ wollen die Menschen so aussehen, wie die gefilterten Versionen ihrer selbst“, warnt die Dermatologin Neelam Vashi von der Boston University School of Medicine.
Psychotherapie statt Chirurgie zu empfehlen
Dabei handelt es sich um die Zuspitzung eines schon bekannten Krankheitsbildes, der Dysmorphophobie, bei der die Körperwahrnehmung gestört ist. Obwohl alles in Ordnung ist, leiden Patienten unter bestimmten Aspekten ihrer Körperlichkeit. Rund zwei Prozent der Gesamtbevölkerung seien davon betroffen, wie das Forscherinnenteam in einer soeben erschienenen Studie schreibt.
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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 3.8., 13:55 Uhr.
Viele der Betroffenen suchen Hilfe bei plastischen Chirurgen. Mehr als die Hälfte der Chirurgen habe bereits Patienten gehabt, die das Aussehen ihrer Selfies verbessern wollen, heißt es in der Studie. Dies könne aber nicht die Lösung des Problems, schreiben Vashi und Kollegen. Sie empfehlen stattdessen Psychotherapie, etwa verhaltenstherapeutische Maßnahmen.
„Gefilterte Selfies können dazu führen, dass Menschen den Bezug zur Realität verlieren und Erwartungen wecken, dass wir immer perfekt aufgebrezelt aussehen müssen“, sagt Vashi. „Vor allem für Teenager kann das sehr schädlich sein.“
Lukas Wieselberg, science.ORF.at