Mehr Beute bei Vollmond
Nachtaktive Tiere leben je nach Mondphase mit regelmäßig schwankenden Lichtverhältnissen. Diese machen es mal schwerer, mal leichter, sich zu verbergen oder Nahrung aufzuspüren. Wie sich dies auf die Evolution der Färbung dieser Tiere ausgewirkt hat, ist noch relativ unklar.
Forscher um Alexandre Roulin und Luis San Jose der Universität Lausanne haben dies am Beispiel der Schleiereule (Tyto alba) untersucht, bei der es Gefiederfärbung von dunkelrot bis weiß gibt. Die Grundfrage der Studie lautete: Beeinflussen die unterschiedlichen Färbungen den Jagderfolg der Eulen?
Vorteil und Nachteil zugleich
Wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Nature Ecology & Evolution“ berichten, haben weiße Schleiereulen bei Vollmond Vorteile bei der Jagd. Grund dafür ist die natürliche Abneigung von Nagetieren gegen helles Licht. Das vom hellen Gefieder der Eulen besser reflektierte Mondlicht lässt Feldmäuse länger erstarren.
Alexandre Roulin
Für ihre Studie werteten die Forscher GPS- und Beobachtungsdaten zum Verhalten der Tiere aus. Außerdem ließen sie im Labor unter Lichtverhältnissen wie bei Vollmond ausgestopfte Schleiereulen an einem Drahtseil über Feldmäuse hinwegfliegen, um die Reaktion der Nagetiere zu messen.
Abgesehen von der Jagd in mondhellen Nächten stellt das weiße Gefieder eher einen Nachteil dar, da es die Aufmerksamkeit unliebsamer Konkurrenten wie Aaskrähen erregt. Dass es unter bestimmten Umständen eben doch Vorteile hat, könnte erklären, warum es verschiedene Farbvarianten bei Schleiereulen gibt - und die Evolution nicht nur einer Variante den Vorzug gegeben hat.
science.ORF.at/APA/sda