Ski nach Vorbild eines Schildkrötenpanzers

Schweizer Forscher haben einen neuen Ski vorgestellt, der je nach Position des Fahrenden steifer oder flexibler wird. Das Design ist von der Natur inspiriert: Es imitiert die Platten eines Schildkrötenpanzers.

Die Idee, sich den Panzer von Schildkröten zum Vorbild zu nehmen, kam Veronique Michaud von der ETH Lausanne (EPFL) während eines Seminars über bioinspirierte Materialien. „Die Panzerplatten einer Schildkröte verzahnen sich und sind durch ein Polymer miteinander verbunden“, erklärte sie in einer Mitteilung der Hochschule vom Montag.

„Wenn Schildkröten atmen, gehen die Platten etwas auseinander und der Panzer wird flexibel.“ Bei äußeren Stößen ziehe sich der Panzer zusammen und werde steif, sagte Michaud weiter. „Es kam mir sofort in den Sinn, dass wir diese Eigenschaften in Ski einbauen könnten.“

Fest und flexibel zugleich

Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Instituts für Schnee und Lawinenforschung (SLF) und Skihersteller Stöckli entwickelte das Team um Michaud einen Ski, der die Qual der Wahl von manchen Skifahrern überflüssig machen könnte: Zwischen festen Ski, die der hohen Belastung in Kurven standhält, und flexibleren, die sich einfacher manövrieren lassen.

In ihren Versuchen, den Trick des Schildkrötenpanzers nachzuempfinden, erzielte das Team die besten Resultate mit Aluminiumplatten, die sie an präzisen Stellen an beiden Enden des Skis einbetteten. Die Platten enthalten zudem einen Spalt in Form einer Schlangenlinie, parallel zu den Kanten des Skis.

Wenn der Ski in einer Kurve gebogen wird, kommen die Platten auf beiden Seiten des Spalts zusammen und der Ski versteift sich. Wenn der oder die Fahrende aus der Kurve herauskommt, öffnet sich der Spalt im Ski und macht ihn wieder flexibel und einfacher zu manövrieren. „Die Aluminiumplatten funktionieren wie die Panzerplatten, und eine spezielle Art von Gummi dazwischen ähnelt dem Polymer im Schildkrötenpanzer“, erklärte Michaud.

Der ehemalige Skispeedfahrer Michael Leitner testete den seit März erhältlichen Ski gemeinsam mit der zweifachen Olympiasiegerin Tina Maze. „Wir waren positiv überrascht“, sagte Leitner laut der Mitteilung. „Es war einfacher in die Kurve zu gehen. Und während der Druck auf die Skikante in der Kurve stetig zunahm, haben die Ski wirklich im Schnee gegriffen und waren sehr stabil.“

science.ORF.at/APA/sda

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