SpaceX: Raketenlandung geschafft

Sogar US-Präsident Obama hat die erste Raketenlandung auf einer Plattform im Meer bejubelt. Das Manöver ist ein Wendepunkt der Raumfahrt - und macht die Firma SpaceX zum Platzhirschen bei wiederverwendbaren Raketen.

Zwischen bangem Hoffen und erlöstem Jubel liegen acht Minuten und 35 Sekunden. Dann springen die Mitarbeiter im Kontrollzentrum der US-Raumfahrtfirma SpaceX im kalifornischen Hawthorne von ihren Plätzen auf, werfen die Arme in die Höhe, klatschen und rufen vor Freude immer wieder „USA, USA, USA“. SpaceX-Gründer Elon Musk fällt mit Tränen in den Augen in die Arme von Hans Koenigsmann, einem seiner leitenden Angestellten.

Fünfter Versuch erfolgreich

Man muss es wohl als Meilenstein der Raumfahrtgeschichte bezeichnen: Eine Falcon9-Rakete hob am Freitagabend (Ortszeit) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab und brachte zunächst den Frachter „Dragon“ mit Versorgungsnachschub auf den Weg in Richtung internationale Raumstation ISS.

Nach der Abkoppelung des „Dragon“ und der vorderen Raketenstufe machte sich die hintere Raketenstufe senkrecht wieder auf den Rückweg und landete in dunkler Nacht sicher auf der unbemannten schwimmenden Plattform „Of Course I Still Love You“ (auf Deutsch: „Natürlich liebe ich dich noch“) im Atlantik vor dem US-Bundesstaat Florida. Der Frachter „Dragon“ dockte dann am Sonntag bei der ISS an, wie NASA und SpaceX mitteilten.

Die Landung im Atlantik (c) SpaceX

In der Liveübertragung wirkt das Manöver der Rakete reibungslos und fast schon einfach, doch es ist das erste Mal in der Geschichte der Raumfahrt, dass eine solche Landung auf dem Meer geklappt hat.

Vier vorherige Versuche von SpaceX waren gescheitert, stets kam die Rakete mit zu großer Wucht auf der Plattform an und zerschellte oder kippte um. Diesmal scheint die Falcon9 heil geblieben zu sein. SpaceX-Gründer und Milliardär Musk will die Rakete nun so schnell wie möglich untersuchen lassen und möglicherweise bereits im Juni wiederverwenden.

Und das ist das entscheidende Stichwort: wiederverwenden. Der Bau von Raketen ist extrem teuer. Eine Wiederverwendung der ersten Raketenstufe könnte Dutzende Millionen Dollar pro Flug sparen, so Musk. Sein Preis für Raketenstarts wäre dann wohl konkurrenzlos günstig und würde den Markt extrem aufmischen.

Konkurrenz in der Recyclingbranche

Der SpaceX-Gründer ist nicht der einzige Teilnehmer im Rennen um die erste wiederverwendbare Rakete. Ein weiterer Milliardär, der Gründer des Onlineunternehmens Amazon, Jeff Bezos, machte mit seiner Firma Blue Origin jüngst Schlagzeilen, weil er bei drei Testflügen eine Rakete sicher wieder auf der Erde im Westen des US-Bundesstaats Texas landen ließ.

Auch in Europa wird eifrig an Raketen getüftelt: Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) denkt bei der Entwicklung der Ariane-6-Rakete, die 2020 erstmals starten soll, über Konzepte zur Wiederverwendbarkeit nach, und Mitte April sollte erstmals die von Bremer Studenten entwickelte Ökorakete „ZEpHyR“, die mit Kerzenwachs angetrieben wird, abheben.

Landung im Meer besonders schwierig

Aber SpaceX sicherte sich mit der geglückten Landung auf dem Meer vorerst die Position als Platzhirsch. Eine Landung auf dem Land wie bei der Konkurrenz von Amazon-Gründer Bezos war dem Unternehmen bereits im Dezember gelungen, dazu war die Rakete aus deutlich entfernterer Höhe zurückgekehrt und mit größerer Geschwindigkeit unterwegs gewesen.

Ein Aufsetzen auf einer schwimmenden Plattform gilt als deutlich schwieriger, weil das Ziel viel kleiner ist. So eine Landung wäre für Raumfahrtmissionen etwa von Cape Canaveral aus aber notwendig, weil die Rakete nach dem Abkoppeln des Raumfrachters schon weit über dem Atlantik ist und ein Umkehren zum Land treibstoffintensiv und teuer.

Raumfahrtexperten bejubeln den Erfolg von Musk. „Es war wirklich nur eine Frage der Zeit“, sagte der Raumfahrtanalyst Marco Caceres der „Los Angeles Times“. Musk sei extrem engagiert gewesen. Wenn er es nun schaffe, die Raketen wiederzuverwenden, „dann wird er alle anderen auf die Plätze verweisen“.

Bis dahin kann es aber noch eine Weile dauern. Zunächst stehen zahlreiche weitere Tests an. Er habe sein Ziel noch lange nicht erreicht, sagte Musk. „Erst wenn es langweilig wird - und wenn es heißt: ‚Schon wieder eine Landung, das ist doch nichts Neues mehr.‘“

science.ORF.at/dpa

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