Bemannte Mars-Mission wird kommen

Die Raumfahrtbehörden ESA und Roskosmos haben vor wenigen Wochen eine Sonde zum Mars geschickt, um nach Spuren von Leben zu suchen. Wann fliegen die ersten Astronauten dorthin? Und wann folgen die ersten Touristen?

Diese Fragen diskutierten Experten bei einem „Science Talk“ am Montagabend in Wien: „Die Suche nach Leben ist eines der spannendsten Themen der Menschheit. Und der Mars ist ein naheliegendes Objekt für diese Suche“, sagte Theresa Lüftinger vom Institut für Astrophysik der Uni Wien bei der Veranstaltung. „Fündig zu werden, wäre ein faszinierender Schritt - und aus meiner Sicht auch nicht unwahrscheinlich.“

„Man wird nichts finden“

„Man wird vermutlich nichts finden“, glaubt hingegen Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung. Es gebe lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Mars irgendwann „habitabel“ gewesen sein könnte, also einmal Wasser geflossen sei. „Aber abgesehen vom Mond ist der Mars natürlich das naheliegendste Ziel. Man kommt hin, man kann nachschauen.“

Allerdings müsse man nicht unbedingt Menschen hinfliegen lassen. „Raumsonden sind viel billiger“, konstatierte Baumjohann. Ersteres koste rund 400 bis 500 Milliarden Euro, bei den Sonden liege man hingegen bei nur zwei Milliarden Euro. Außerdem würde die Untersuchung von verschiedenen Orten auf dem Roten Planeten die Chancen auf Entdeckungen deutlich erhöhen, da es auf dem Mars sehr unterschiedliche Landschaften gebe. „Das ist mit Robotern machbar, mit Menschen nicht.“

Bemannte Missionen: Teuer - aber faszinierend

Bemannte Missionen seien zwar sehr viel teurer und gefährlicher als robotische, aber auch überaus faszinierend, erklärte Lüftinger: „Allerdings halte ich die Prognose der NASA für einen Start im Jahr 2030 bis 2035 für zu optimistisch.“ Letztendlich werde sich der Forschergeist aber nicht bremsen lassen. „Der Mensch will dahin, wo er hin kann“, gab sich auch Baumjohann überzeugt. Er hält die NASA-Einschätzung für durchaus umsetzbar. Das sei keine wissenschaftliche oder technische Frage, „sondern eine politische - konkret eine Frage des Geldes“, so der Geophysiker.

„Günstige Missionen wie Mars Express kosten 300 Millionen Euro, ein Autobahnkilometer rund zehn bis 25 Millionen. Das heißt, mit 17 Autobahnkilometern könnte Österreich eine Mission zum Mars durchführen“, bemühte sich Franz Kerschbaum vom Institut für Astrophysik der Uni Wien um eine Relativierung der Kosten. Das bewege sich in einem hierzulande durchaus mehrheitsfähigen Bereich.

Urlaub im Weltraum

Ein aktuelles Thema sei inzwischen auch der Weltraumtourismus. „Das Interesse ist da, das wird kommen. In Russland ist das mit ein bisschen Training und 20 Millionen Euro schon möglich. Die Leute nehmen das ernst“, sagte Baumjohann. Er habe beispielsweise den Grazer Günther Golob getroffen, der unter den Kandidaten für Mars One sei, eine private Initiative, die den Mars besiedeln will. „Aber Mars One wird eher Mars Zero“, sieht der Weltraumforscher wenig Chancen für das Projekt. „Zumindest der erdnahe Weltraumtourismus klopft an die Tür. Schon der Flug zum Mond hat aber ganz andere Dimensionen“, relativierte auch Kerschbaum.

Das Landemodul, das ESA und Roskosmos zusammen mit dem Forschungssatelliten Trace Gas Orbiter (TGO) als ersten Teil des mehrere Milliarden Euro teuren ExoMars-Projekts auf den Weg gebracht haben, soll übrigens im Oktober am Roten Planeten aufsetzen. Sowohl für die Testlandeeinheit als auch den TGO haben österreichische Unternehmen Beiträge geliefert.

Das Wiener Weltraumunternehmen RUAG Space Österreich hat die Thermalisolierung für die Satellitenplattform und weiteres elektronisches Equipment geliefert, Siemens Österreich Testgeräte zur Überwachung der Satellitensignale. Mit dem für 2018 geplanten Rover wird erstmals auch Technologie aus Österreich am Mars landen: RUAG Space Österreich liefert einen ausklappbaren Kameramast für das Fahrzeug.

science.ORF.at/APA

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