Diskussion über „Flüchtlingswelle“ und Co

Die Flüchtlingsthematik hat bei der Wahl am Sonntag eine wichtige Rolle gespielt. Die öffentliche Meinung dazu wird auch von der Berichterstattung mitbestimmt. Wie Sprachbilder à la z.B. „Flüchtlingswelle“ wirken, ist Thema einer Tagung an der Uni Graz.

Häufig kommen im Kontext der Flüchtlingssituation sprachliche Bilder zum Einsatz, die aus dem Bereich dem Naturbereich stammen und mit Katastrophen in Verbindung gebracht werden: Eine „Flut“ oder ein „Strom“ lässt Bilder von tobenden Elementen entstehen, bei denen eine homogene Masse schonungslos alles aus dem Weg räumt, was im Weg steht.

Bedrohliche Kollektive statt Einzelpersonen

In der medialen Diskussion zur Flüchtlingssituation können durch den Gebrauch solcher Metaphern Rezipienten dazu verleitet werden, die Menschen auf der Flucht als bedrohliches Kollektiv zu sehen, wie es in der Ankündigung der Universität Graz hieß.

„Mit dieser Metaphorik wird auf etwas Großes und nicht wirklich Steuerbares verwiesen. Einzelne Personen mit individueller Geschichte treten dadurch in den Hintergrund“, erklärte die Germanistin Constanze Spieß, die in Graz zur Linguistik der Metapher forscht. In ihrem Vortrag wird sie auch metaphorischen und argumentativen Strategien von „Zäunen“, „einem Türl mit Seitenteilen“ und der „Festung Europa“ auf den Grund gehen.

Auf der Tagung „Mediale Repräsentation von Migration, Flucht und Asyl“ am kommenden Freitag im Grazer Meerscheinschlößl zeigen Experten aus Graz und darüber hinaus, wie über die Flüchtlingsthematik geschrieben und gesprochen wird und welche Rolle der Journalismus dabei einnimmt.

Tagung „Mediale Repräsentation von Migration, Flucht und Asyl“, 29. April, Meerscheinschlößl, 8010 Graz.

„Gerade bei gesellschaftlich heftig und emotional diskutierten Phänomenen ist es wichtig, den Ablauf derartiger Diskussionen und ihre Konsequenzen für die öffentliche Meinung systematisch zu analysieren“, betonte die Grazer Soziologin Katharina Scherke. Die vom Forschungsschwerpunkt „Heterogenität und Kohäsion“ veranstaltete Tagung findet in Kooperation mit dem Grazer Menschenrechts-Filmfestival „fragments“ und der „Akademie Graz“ statt.

Der Grazer Zeithistoriker Werner Suppanz wird über „politische Wir-Diskurse“ im Zeichen der „Flüchtlingskrise“ sprechen. Fritz Hausjell (Institut für Publizistik, Universität Wien) legt die Herausforderungen, die Flucht und Asyl an den Journalismus stellen, dar. Matthias Revers rollt nochmals die mediale Debatte um Arigona Zogaj auf und Studiengangsleiter Heinz Wittenbring von der FH Joanneum referiert zu „Contentstrategien von Netzwerken in der Flüchtlingskrise“.

science.ORF.at/APA