Mehr Methan durch Antibiotika

Wenn Rinder rülpsen, wird klimaschädliches Methan frei - das ist bekannt. Auch im Dung der Tiere entsteht das Treibhausgas. Eine Untersuchung legt nahe: Wenn die Tiere mit Antibiotika behandelt werden, wird darin noch mehr Methan frei.

Jedes Rind produziert Hunderte Liter Methangas täglich und trägt damit zur Klimaerwärmung bei. Der überwiegende Teil wird beim Rülpsen abgegeben. Das Gas entsteht beim Zelluloseabbau durch bestimmte Mikroben im Pansen der Wiederkäuer.

Im Dung läuft dieser Prozess noch einige Zeit weiter. Wenn Dungkäfer Tunnel durch die auf den Wiesen liegenden Fladen graben, gelangt Sauerstoff hinein. In der Folge sinkt die Menge freigesetzten Methans, weil die Methanbildner durch Kontakt mit Sauerstoff absterben.

Die Forscher um Tobin Hammer von der University of Colorado in Boulder wollten nun klären, inwiefern sich dieses Zusammenspiel bei der Gabe von Antibiotika verändert. Insgesamt zehn Rinder wurden in ihre Testreihe einbezogen. Fünf von ihnen erhielten Tetracycline, in der Landwirtschaft häufig eingesetzte Breitband-Antibiotika. In einige der anschließend von den Tieren fallengelassenen Fladen wurden Grabende Dungkäfer (Aphodius fossor) gesetzt. Anschließend untersuchten die Forscher die Mikrobenzusammensetzung im Dung sowie im Verdauungstrakt der Käfer und erfassten die Menge freigesetzten Methans, Kohlendioxids und von Lachgas.

Doppelt so viel Methan

Sowohl im Dung als auch bei den Käfern war die Mikrobenzusammensetzung nach Antibiotikagabe eine andere. Größe, Vermehrungsrate und Zahl der Käfer blieben aber gleich. Trotz der somit wohl gleichbleibenden Durchlüftung über die Käfergänge wurde in den Fladen behandelter Kühe fast die doppelte Menge Methan freigesetzt.

Tetracycline wirkten auf die zu den Archaeen gehörenden Methanbildner weit weniger als auf Bakterien, erläutern die Forscher. Möglicherweise gebe es einen Konkurrenzvorteil. Die genauen Ursachen des Effekts müssten aber noch untersucht werden. Keine Unterschiede gab es beim Kohlendioxid, der Lachgasausstoß war jeweils in den von Dungkäfern besiedelten Fladen höher und verminderte sich dort bei Antibiotikagabe leicht.

Antibiotika einschränken

Der Agrarwissenschaftler Michael Kreuzer von der Universität in Zürich beziffert den Anteil des Methans, das über den Dung der Rinder frei wird, auf zehn bis zwanzig Prozent. „Antibiotika verändern die Mikroben im Pansen und im Dung“, sagte Kreuzer, der nicht an der Studie beteiligt war. Das könne alles Mögliche anrichten. Nach einer Vorstudie mit zehn Tieren müssten aber auf jeden Fall noch intensivere Forschungen folgen, um das Ergebnis der Wissenschaftler zu bestätigen.

Dass Antibiotika die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften im Verdauungssystem verändern, wurde bereits für viele Tierarten und auch den Menschen gezeigt. Speziell zur Wirkung auf methanbildende Mikroben gebe es aber noch kaum Analysen, schreiben die Autoren. Generell begünstigt der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung die Entwicklung und Verbreitung von Resistenzen - mit Folgen auch für den Menschen.

In einer von der britischen Regierung in Auftrag gegebenen Studie kamen Forscher erst kürzlich zu dem Schluss, dass ohne entsprechende Gegenmaßnahmen künftig zehn Millionen Menschen weltweit pro Jahr an Infektionen mit resistenten Erregern sterben könnten. Derzeit sind es demnach etwa 700.000 jährlich. Das Forscher-Team forderte in einem Zehn-Punkte-Programm unter anderem, den Gebrauch von Antibiotika in der Landwirtschaft weltweit einzuschränken.

science.ORF.at /APA/dpa

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