USA: Zuckerzusatz muss deklariert werden

In den USA ist im Mai ein Gesetz erlassen worden, das der Zuckerindustrie ordentlich zusetzt. Bis Juli 2018 müssen die Nahrungsmitteletiketten erstmals neben dem natürlichen Zuckergehalt auch den zugesetzten Zucker ausweisen. Rund 800.000 Produkte sind davon betroffen.

Das neue Nährwertlabel wird von Ernährungswissenschaftlern und diversen Interessenvertretern mit Applaus begrüßt, schließlich wird kaum ein anderes Lebensmittel gerade so kritisch betrachtet wie der Zucker. Mit Unterstützung der damaligen US-Präsidentengattin Michelle Obama konnte das Label nach langen, zähen Verhandlung adaptiert werden.

Michelle Obama auf der Bühne, im Hintergund ein projiziertes Fodd label

AP Photo/Jacquelyn Martin

„Nutrition Facts“: Michelle Obama präsentiert die neue Vorschrift

20 Jahre lang war es unverändert, nun gibt es eine wichtige Änderung: Erstmals muss der hinzugefügte Zucker („added sugar“) bei Cola-Getränken, Eiscremesorten, Fertigpizzen und auch Spaghettisaucen klar und deutlich auf den Etiketten sichtbar gemacht werden.

Österreich: 34 Kilo pro Kopf

Sendungshinweis

Über dieses Thema berichtete das Ö1-Mittagsjournal, 9.6.2016, 12.00 Uhr.

In Europa ist eine solche Änderung derzeit nicht in Sicht, sagt Ernährungsexpertin Ingrid Kiefer von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. „Bei uns ist die rechtliche Situation so, dass wir den Gesamtzuckergehalt verpflichtend ausweisen müssen.“

Zwar gebe es noch eine Übergangsregelung, aber ab Dezember müsse auf jedem verpackten Lebensmittel der Zucker ausgewiesen werden. Im Durchschnitt nimmt ein Österreicher bzw. eine Österreicherin 34 Kilo Zucker im Jahr zu sich, nicht immer wissentlich. Denn Zucker versteckt sich gekonnt in vielen Getränken, Milch- und Joghurtprodukten und Fertiggerichten.

Geheime Rezepte

In Österreich müssen Nahrungsmittelproduzenten ihre Zutatenlisten nicht preisgeben. Wollte man dem amerikanischen Beispiel folgen, brauchte es eine Gesetzesänderung. In diesem Fall, so Kiefer, „müsste man auf Rezepturen zugreifen dürfen. Denn nur dann kann man auch kontrollieren, ob die Angaben der Hersteller stimmen oder nicht. Wenn nur der Hersteller kontrollieren kann, ob seine Angaben richtig sind – hat das wenig Sinn.“

Aus Sicht Kiefers sei es gar nicht so wichtig zwischen Zucker und beigefügten Zucker zu unterscheiden, denn für den Körper sei es letztendlich unerheblich, ob der Zucker aus einer natürlichen Quelle komme oder zugesetzt wurde. Es komme auf die Menge an und die könne man ja auch bei uns ablesen. Der Bewusstseinsbildung sei die Ausschilderung allerdings sehr wohl dienlich.

Der Teufel liegt im Detail

Ein kleiner Tipp für all jene, die auch in Österreich herausfinden wollen, ob Zucker beigefügt wurde oder nicht: Das ist über die Zutatenliste möglich.

Der Zucker müsse zwar auf der Zutatenliste nicht mengenmäßig angeführt sein, so Kiefer, aber er müsse auf der Liste stehen. „Wesentlich ist hier genau zu schauen, wo er steht, denn die Zutaten werden mengenmäßig gereiht. Wenn Zucker an zweiter oder dritter Stelle steht, dann kann man davon ausgehen, dass ein Großteil des ausgewiesen Zuckers von zugesetztem Zucker stammt.“ Allerdings wird dieser zugesetzte Zucker oft verschleiert deklariert, als Fructose, Dextrose, Glucose oder Sirup. Die Zuckerindustrie habe, heißt es, 70 verschiedene Begriffe für Zucker gefunden.

Gudrun Stindl, Ö1-Wissenschaft

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