Sport stärkt das Gedächtnis

Vier Stunden nach dem Lernen sporteln für bessere Prüfungsergebnisse - mit diesem Ergebnis überrascht eine neue Studie. Eine weitere Untersuchung an Mäusen liefert Hinweise, was dabei im Körper passieren könnte.

Das Ergebnis ist sehr konkret: Wenn man vier Stunden nach dem Lernen Sport macht, dann erinnert man sich zwei Tage später besser an das, was man gelernt hat. Zu diesem Schluss kommt eine neurowissenschaftliche Studie des Donders Institut an der Radboud Universität in den Niederlanden.

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Über dieses Thema berichtete auch Wissen aktuell am 27.6.

Die Versuchspersonen mussten sich in einer Art fortgeschrittenem „Memory“ die Platzierung verschiedener Bilder merken. Am besten schnitten jene ab, die vier Stunden nach dem Lernen Sport gemacht hatten, und nicht jene, die sich kurz danach bewegt hatten oder gar nicht. Das zeigten nicht nur die Tests, sondern auch die gleichzeitig durchgeführten Gehirnscans (MRT): Der Hippocampus - mitverantwortlich für Gedächtnis und Lernen – konnte bei diesen Versuchspersonen offenbar die Information genauer abrufen.

Elektrische Spuren im Gehirn

Ein Zusammenhang von Bewegung und Gehirnleistung ist schon lange bekannt, die Ursache allerdings nicht klar. Für sich alleine genommen sind die aktuellen Ergebnisse ebenfalls wenig aufschlussreich, sie liefern aber neue Anhaltspunkte.

Studienautor Guillen Fernandez meint auf Nachfrage von science.ORF.at: „Ich war überrascht, dass nicht jene Teilnehmer besser abgeschnitten haben, die schon eine Stunde nach dem Lernen gesportelt hatten.“ Man sei davon ausgegangen, dass der Sport dabei hilft, sich Gelerntes langfristig zu merken. Es müsste in diesem Fall besser sein, möglichst bald nach dem Lernen Bewegung zu machen. Die neue Studie lege aber nahe, dass neue Informationen das Langzeitgedächtnis verzögert erreichen.

Über den Lernprozess selbst weiß man generell erst wenig: Neue Information ist zunächst eine instabile elektrische Spur im Gehirn. Bestimmte biochemische Prozesse stabilisieren diese zwischenzeitlich, bis man im nächsten Schritt neue Nervenverbindungen - Synapsen - schaffen kann, um sie langfristig zu speichern. Dafür braucht es verschiedene Proteine, erklärt Fernandez. Welche Rolle der Faktor Zeit dabei spielt, will er in Folgestudien klären.

Protein aus Muskelkraft

Bei den Eiweißen hakt eine zweite neu erschienene Studie zum Thema ein. Dabei hat sich gezeigt, dass sich Mäuse, die viel laufen, mehr merken. Sie konnte Aufgaben, bei denen sie Orte wiederfinden müssen, besser lösen.

Blut und Muskeln der sportlichen Mäuse enthielten mehr von einem bestimmten Protein - Cathepsin B. Dieses Protein wird von Muskelzellen produziert, weshalb es wohl bei Bewegung vermehrt abgegeben wird. Bei Mäusen, die dieses Protein nicht hatten, brachte das Laufen nichts.

In Zellkulturen regte das Protein zudem die Produktion von Molekülen an, die für die Bildung von Nervenzellen gebraucht werden. Laut den Forschern gilt es nun zu klären, wie das Protein die Blut-Hirn-Schranke überwindet und welche Reaktionen es an Nervenzellen auslöst, um so vielleicht besser zu verstehen, wie es dem Gedächtnis auf die Sprünge hilft. Und vielleicht auch: Wann es das tut.

Isabella Ferenci, Ö1 Wissenschaft

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