Studie: Jeder Spendeneuro erzielt 27-fache Wirkung

Geld für Entwicklungszusammenarbeit erzielt laut einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien ein Vielfaches an Wirkung. Am Beispiel eines NGO-Projekts wurde errechnet, dass ein Euro fast 27 Euro an gesellschaftlichem Wert bringt.

Die Studie wurde im Auftrag der Essl-Foundation in Äthiopien durchgeführt.

Eine Million für Projekt

Menschen für Menschen (MfM) Österreich erhielt 2011 den mit einer Million Euro dotierten Essl Social Prize zuerkannt, mit dem ein von rund 10.000 Menschen bewohntes Gebiet von der Größe der Stadt Salzburg gefördert wird.

Dort, im Washa Catchment nordwestlich der Hauptstadt Addis Abeba, hatten ursprünglich drei Viertel der Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, weite Flächen waren aufgrund von Erosion und Entwaldung für die landswirtschaftliche Nutzung unbrauchbar, das Gebiet war nur zu Fuß oder per Esel erreichbar, vier von zehn Menschen hatten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder Geburtshilfe. In mehr als 80 Prozent der Haushalte wurde auf offenem Feuer gekocht.

Integrierte Maßnahmen

In diesem Gebiet, das zu den ärmsten im ohnehin armen Land Äthiopien zählt, begann MfM-Österreich mit der Umsetzung integrierter Maßnahmen. Dazu gehören in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung unter anderem Maßnahmen gegen die Fortschreitung der Bodenerosion, der Einsatz von Solarenergie und holzsparenden Öfen, Brunnenbau, die Errichtung bzw. Renovierung von Schulen, Erwachsenenbildung inklusive Schulung in Sachen Hygiene und Landbau sowie die Vergabe von Kleinkrediten.

Binnen drei Jahren hat jeder eingesetzte Euro eine gesamtgesellschaftliche Wirkung von 26,60 Euro erzielt. Das hat die unter der Leitung von WU-Forscherin Olivia Rauscher anhand von Frauenprojekten durchgeführte Wirkungsanalyse ergeben.

Analyse für gesellschaftlichen Mehrwert

Solche Untersuchungen - „Social Return on Investment"-Analysen(Social Return on Investment“-Analysen) (SROI-Analysen) - sind nach Angaben Rauschers, die am Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship tätig ist, und ihres Co-Autos Christian Schober, Leiter des Kompetenzzentrums, neuartig in der Entwicklungszusammenarbeit.

Ziel von SROI-Analysen ist es, neben dem finanziellen Mehrwert auch die sozialen Wirkungen und damit den gesellschaftlichen Wert zu erfassen. Eingesetzte Mittel werden dem erzielten Wert gegenübergestellt, der identifizierte Outcome wird verifiziert, quantifiziert und in Geldeinheiten bewertet.

Investition mit „Return“

Zum Outcome gehören, wie Olivia Rauscher am Dienstag vor Journalisten erläuterte, verbesserte Gesundheit, höhere Einkommen, weniger Brände und Brandverletzungen, mehr Fachwissen und ein gestiegenes Selbstbewusstsein der Frauen sowie ein gestiegenes Sicherheitsgefühl. Und je ärmer die Region ist, in die Spenden investiert werden, desto größer ist der gesamtgesellschaftliche Effekt.

„Entwicklungszusammenarbeit ist ein wichtiges Mittel, um Fluchtbewegungen zu verhindern“, sagte MfM-Österreich-Geschäftsführer Rupert Weber. Menschen, die in ihrer Heimat eine Perspektive auf ein besseres Leben bekommen, bleiben in ihrer Region.

science.ORF.at/APA

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