Elektrofahrzeuge für den Güterverkehr

Der Weg zum Klimaschutz führt über erneuerbare Energiequellen - also weg vom Erdöl, auch im Straßenverkehr. Wie das etwa im Güterverkehr gelingen kann, wird derzeit in einigen Projekten getestet.

LKW sorgen auf der Autobahn nicht nur für Lärm, sie blasen auch jede Menge Schadstoffe in die Luft. In Schweden wird derzeit getestet, ob das auch anders geht. Auf einem kurzen Autobahnabschnitt nördlich von Stockholm wurde ein Oberleitungssystem eingerichtet. Auf diesem ersten „E-Highway“ der Welt sind Diesel-Hybrid-Laster unterwegs, mit bis zu 90 Kilometern pro Stunde. Verlassen sie die Autobahn, dann springt der Dieselmotor an.

„E-Highway“ in Österreich?

Dass sich ein solches System auch in Österreich auszahlen würde, bezweifelt der Verkehrsplaner Paul Pfaffenbichler von der Technischen Universität Wien. Der zunehmende Frachtverkehr stellt zwar eine große Umweltbelastung dar, doch eine derart umfangreiche Infrastruktur zu errichten, verbraucht Ressourcen und führt zu Treibhausgasemissionen.

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Über E-Mobilität im Güterverkehr berichtete auch das Mittagsjournal am 29.6.2016.

Der Einsatz solcher Systeme sei vor allem dort wichtig, wo es keine gute Bahninfrastruktur gebe. „Die Nutzung des bestehenden Schienennetzes in Kombination mit intelligenten Containersystemen würde in einem Land wie Österreich vermutlich besser funktionieren“, sagt Pfaffenbichler. Denn hier könne man auf ein gut ausgebautes Schienennetz zurückgreifen.

Infrastruktur ist größtes Problem

Die nicht vorhandene Infrastruktur sei beim Ausbau der Elektromobilität eines der größten Probleme, erläutert Pfaffenbichler. Deswegen konzentrieren sich Pilotprojekte auf kleinere Räume. Das Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien hat beispielsweise untersucht, ob es möglich ist, Kundendienst und Lieferverkehr auf Elektrofahrzeuge umzustellen und zwar im Wiener Bezirk Liesing.

Das Projekt, bei dem mehrere Unternehmen kooperierten, basierte auf einem Car-Sharing-Modell. „E-Fahrzeuge sind in der Anschaffung sehr teuer, im Betrieb dagegen sehr billig“, so Pfaffenbichler. Damit sich eine solche Investition ökonomisch und ökologisch auszahlt, sollten die Fahrzeuge möglichst den ganzen Tag über ausgelastet sein. „Hier können sich Betriebe die Kosten der Anschaffung teilen und haben dann die geringen Betriebskosten“, ergänzt Pfaffenbichler.

Im Fall der Liesinger Unternehmen hat sich gezeigt, dass das Teilen der Fahrzeuge dann sinnvoll ist, wenn der Einsatz der Autos und die Fahrtrouten absehbar sind. Denn die Batterien der Fahrzeuge müssen zwischendurch aufgeladen werden. Das heißt, auch die Aufladestationen müssen strategisch geplant werden.

Umstellung prinzipiell wünschenswert

Dass eine Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektrofahrzeuge langfristig sinnvoll ist, zeigt auch eine aktuelle Studie des Umweltbundesamts. Hier haben Elektroautos im Vergleich zu Diesel-, Benzin- und Hybrid-Fahrzeugen den geringsten Energieverbrauch. Die Treibhausgasemissionen sind bei ihnen am niedrigsten und zwar von der Produktion über den Betrieb bis hin zur Entsorgung.

Doch bevor man entsprechende Infrastrukturen großräumig einrichtet, müsse sich zunächst der Umgang mit Fahrzeugen an sich ändern, sagt Paul Pfaffenbichler: „Modelle gemeinsamer Nutzung von Fahrzeugen sind sicher ein wichtiges Element einer zukünftigen Verkehrsplanung.“ Car-Sharing würde den Verkehr bereits um einiges klimaschonender machen. Denn im Durchschnitt werden Privat-PKW am Tag nur eine Stunde genutzt. Würden Autos geteilt, könnten jede Menge Ressourcen und Schadstoffe gespart werden.

Marlene Nowotny, Ö1-Wissenschaft

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