China: Fortschritt macht dick

Jeder dritte Einwohner ist übergewichtig, jeder siebente fettleibig. Diese Zahlen stammen nicht etwa aus den USA, sondern aus einer Provinz im Nordosten Chinas. Offenbar lassen veränderte Lebens- und Essgewohnheiten die Chinesen immer dicker werden.

Der rasante wirtschaftliche Fortschritt Chinas bringt nicht nur positive Veränderungen mit sich: In der dicht besiedelten Provinz Jilin, im Nordosten des Landes, soll er laut einer neuen Studie mitverantwortlich für die steigende Anzahl an übergewichtigen und fettleibigen Menschen sein.

„Übergewicht (Päadipositas) und Fettleibigkeit (Adipositas) sind zu einem der größten Probleme des Gesundheitswesens in China geworden“, warnen die Forscher. Regelmäßiger Alkohol- und Fleischkonsum, Schlafmangel und das Alter sollen an den besorgniserregenden Ergebnissen schuld sein. Erstaunlicherweise spielt auch der Beziehungsstatus eine Rolle bei erhöhtem Körpergewicht.

Chinesischer Body mass index

21.000 zufällig ausgewählte Personen zwischen 18 und 79 Jahren wurden medizinisch untersucht und nach Lebensgewohnheiten gefragt. Für die Auswertung wurde der Body-Mass-Index (BMI) eigens an die chinesische Statur angepasst. Ein Wert zwischen 24 und 27,9 deutet auf „Übergewicht“ hin, mit einem BMI von 28 ist eine Person „fettleibig“. Auf dieser Skala waren 32,3 Prozent der Testpersonen (34,3 Prozent der Männer, 30,2 Prozent der Frauen) übergewichtig und 14,6 Prozent (16,3 Prozent der Männer, 12,8 Prozent der Frauen) fettleibig.

Probanden, die regelmäßig Alkohol konsumieren, tendieren eher dazu übergewichtig zu sein, genauso wie Menschen, die angaben, weniger als 7 Stunden pro Nacht zu schlafen und solche, die regelmäßig Fleisch essen. Raucher waren laut Studie zwar weniger übergewichtig, aber die Forscher warnen ausdrücklich davor, dass dies „mehr Schaden als Gutes“ anrichte und keinesfalls als Abnehmmethode gesehen werden sollte.

Risikofaktor: Ehe

Überraschend ist laut dieser Studie, dass Personen die sich in ihrem Leben bereits einmal das Ja-Wort gaben (verheiratet, geschieden oder verwitwet sind) um 44 Prozent eher zu Übergewicht oder Fettleibigkeit neigen. In der Provinz Jilin konnte beobachtet werden, dass sowohl Beginn als auch Ende einer Ehe zu einem erhöhten BMI führen. Ob dieser Befund durch den wirtschaftlichen Aufschwung beeinflusst wird (also z.B. mehr Ehen eingegangen und aufgelöst werden), ist aber fraglich. Ursachen für den Zusammenhang müssen erst geklärt werden.

Alexa Lutteri, science.ORF.at

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