Ein Zwitschern, das vor Hitze schützt

Noch bevor sie geschlüpft sind, hören manche Singvögel das Zwitschern ihrer Eltern - und sie reagieren darauf. Eine Studie zeigt: Signalisiert das Zwitschern, dass es draußen heiß ist, wachsen die Küken später langsamer und bleiben auch kleiner - und das schützt vor Hitze.

Dass neben den Genen auch die Umwelt und die Lebensumstände der Mütter entscheiden, wie gut der Nachwuchs von Tier und Mensch gedeiht, gilt als erwiesen. Bei vielen Arten sind mütterlicher und kindlicher Organismus im Mutterleib verbunden, auch in biochemischer Hinsicht.

Zebrafink schlüpft aus dem Ei

Mylene Mariette

Ein Zebrafink schlüpft

Anders ist das bei Vögeln, die ihre Eier ausbrüten. Ihnen bleibt nur der Gesang: Viele Arten kommunizieren bereits mit ihren noch nicht geschlüpften Küken - durch den akustischen Kontakt synchronisieren sie z.B. den Zeitpunkt des Schlüpfens. Mittels Gezwitscher können die Tiere vielleicht auch Informationen über die Umwelt an den Nachwuchs im Ei weitergeben - so die Annahme von Mylene Mariette und Katherine Buchanan von der australischen Deakin University.

„Warnung“ vor Hitze

Überprüft haben sie ihre These an australischen Zebrafinken (Taeniopygia guttata). Die Forscherinnen zeichneten die Rufe von 61 Weibchen und 61 Männchen auf, während sie ihre Gelege im Freien ausbrüteten. Natürlicherweise änderte sich die Umgebungstemperatur in diesem Zeitraum. Die Forscherinnen stellten fest, dass die Eltern nur gegen Ende der Brutzeit mit ihrem Nachwuchs kommunizieren, und nur dann, wenn die Außentemperatur über 26 Grad Celsius stieg.

Junge Zebrafinken

Andy TD Bennett

Hungrige Jungvögel

Die Folgen dieser Signale konnten Mariette und Buchanan dann später unter kontrollierten Laborbedingungen beobachten: Beim Schlüpfen waren jene Jungvögel, die schon im Ei mit den entsprechenden Aufzeichnungen vor der Hitze „gewarnt“ worden sind, kleiner. Sie wuchsen auch langsamer.

Vorteil der Kleinen

Kleiner zu sein und zu bleiben, ist bei steigenden Temperaturen ein Vorteil, schreiben die Forscherinnen. Die Wärme könne dann nämlich vergleichsweise wenig Schaden im Körper anrichten. Dass sich die Anpassung der Körpergröße auszahlt, zeigte sich auch am Fortpflanzungserfolg der kleineren Zebrafinken: In ihrer ersten Brutsaison legten sie deutlich mehr Eier als ihre nicht „vorbereiteten“ Artgenossen.

Auch langfristig dürfte sich das Verhalten der Tiere auf diese Weise an klimatische Veränderungen anpassen. Denn laut den Forscherinnen nisten Männchen, die schon im Ei auf die Hitze vorbereitet worden sind, später in wärmeren Gebieten. Für eine immer wärmer werdende Welt sind die Zebrafinken somit wohl besser gerüstet als viele andere Arten.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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