Mikroplastik im Ozean und auf dem Teller

Jedes Jahr gelangen mehrere Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane und dann als Mikropartikel in den Nahrungskreislauf. Greenpeace wertete 61 Studien zu diesem Thema aus: Plastik im Meer ist nicht nur für Fische problematisch, sondern wahrscheinlich auch für Menschen.

Mikroplastik ist überall in der Meeresumwelt vorhanden. Das hat jeder der Feldstudien gezeigt, die Greenpeace ausgewertet hat. Das Mikroplastik gelangt auf zweierlei Arten ins Meer: Einerseits sind es Plastikabfälle, die sich im Lauf der Zeit zerreiben oder zerfallen. Andererseits sind es kleine Plastikpartikel, die in Kosmetik- und Reinigungsmittel wie Peelings oder Scheuermilch eingesetzt werden, und über Flüsse in den Ozean gelangen. Auch Bekleidung, die aus Kunststoffen gefertigt wird, ist eine Quelle von Mikroplastik. Beim Waschen lösen sich kleine Partikel, die dann über das Abwasser ins Meer treiben.

Fische verhungern bei vollem Magen

Das ist nicht nur für das Ökosystem an sich problematisch. Viele Meerestiere verwechseln das weniger als fünf Millimeter große Mikroplastik mit Nahrung. Fische, Muscheln oder Garnelen nehmen die Partikel auf, die meist gefährliche Inhaltsstoffe haben. Manche Bestandteile sind krebserregend, andere führen zu Entzündungen im Darm, wieder andere bringen den Hormonhaushalt und damit die Fortpflanzung durcheinander. Einige Meerestiere verhungern bei „vollem Magen“ - sie halten das Plastik für Plankton und nehmen zu wenige Nährstoffe auf.

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Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell am 28.9. um 13:55

Außerdem hätten einigen Studien gezeigt, dass sich andere Schadtstoffe aus der Umwelt an die Kunststoffteilchen anheften, so Hanna Simons, Sprecherin von Greenpeace Österreich. Dabei handelt es sich beispielsweise um Pestizide, die über die Luft ins Meer gelangen. Das Mikroplastik transportiert diese Stoffe dann in den Organismus.

Auch in Schrimps, Muscheln und Co.

Dass es sich bei den belasteten Meerestieren nicht um Einzelfälle handelt, konnten einige Studien zeigen, so Greenpeace. Es gebe zu allen Ozeanen Untersuchungen, sagt Simons: „Man hat im indischen, im pazifischen, im atlantischen Ozean Mikroplastikteilchen gefunden, in der Arktis und in der Antarktis, selbst in der Tiefsee.“ Mikroplastik sei demnach ein globales Problem, betont Simons.

In mehr als 60 Prozent der Nordseegarnelen findet man Plastikteilchen. Gleiches gilt für Muscheln, die vor der brasilianischen Küste gefangen wurden: In 75 Prozent fanden die Wissenschaftler Kunststoff. „Diese Meeresfrüchte verspeist man ja in der Regel eben nicht zerteilt, hier ist wirklich mit Vorsicht zu genießen“, betont Simons.

Greenpeace fordert Verbot

Um zu verhindern, dass weiterhin Mikroplastik in die Ozeane kommt, fordert Greenpeace politische Schritte. Selbstverpflichtungen der Industrie wären nicht ausreichend, so Hanna Simons: „Die Politik müsste klar sagen, es ist zu gefährlich, das weiterhin zuzulassen und deswegen braucht es ein Verbot von Mikroplastik.“ Plastikgranulate, die in Putzmitteln und Kosmetikprodukten verwendet werden, sollten demnach vom Markt verbannt werde.

Dass Mikroplastik für Tiere schädlich ist, sei wissenschaftlich belegt, argumentiert Greenpeace. Auch wenn die Umweltorganisation die Wissenschaft dazu auffordert, mögliche Folgen für den Menschen zu untersuchen, so wolle man nicht auf die Ergebnisse dieser Studien warten. Denn das sei verantwortungslos, so Greenpeace.

Marlene Nowotny, Ö1 Wissenschaft

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